Filmkritik: Zu guter Letzt
In Zu guter Letzt möchte die Werbeikone Harriet Lauler kurz vor ihrem Tod ihre Biografie noch einmal gründlich umschreiben. Die Journalistin Anne Shermann soll ihr dabei helfen. Ob das noch klappt?
Die Handlung
Die wohlhabende Perfektionistin Harriet Lauler (Shirley MacLaine) lebt ein einsames Leben in ihrer Villa in Bristol. Als Kontroll-Freak kann es Lauler niemand recht machen, ganz egal, ob Gärtner, Köchin oder Friseurin – Lauler weiß und kann es besser. Lauler beschließt ihr Leben mit einer Überdosis Schlaftabletten und einer Flasche Rotwein zu beenden. Doch ihre Angestellten entdecken die ältere Dame und so kann sie noch gerettet werden. Lauler behauptet, dass es sich um ein “Versehen” handelte, doch ihr Arzt durchschaut Lauler sofort.
Zurück in ihrer Villa ist Lauler kurz davor einen zweiten Selbstmordversuch zu starten, als sie auf etwas aufmerksam wird. Sie entdeckt die Nachrufe der Bristol Gazette. Nachrufe von Menschen, die Lauler persönlich kannte und von denen sie weiß, dass sie längst nich so wundervoll waren, wie die Journalistin Anne Shermann (Amanda Seyfried) sie beschreibt. Da Lauler nichts dem Zufall überlässt, sucht sie Shermann auf und fordert sie auf schon zu Lebzeiten ihren Nachruf zu verfassen. Da sich das Blatt in finanziellen Schwierigkeiten befindet und Shermanns Boss Ronald (Tom Everett Scott) sich eine Finanzspritze von Lauler erhofft, bleibt Shermann nichts anderes übrig, als sich in die Arbeit zu machen.
Bei Shermanns Recherche trifft sie auf die unterschiedlichsten Personen, die mit Lauler im Laufe ihres Lebens zu tun hatte. Doch niemand, absolut niemand hat auch nur ein gutes Wort für die ehemalige Werbeikone übrig. Verzweifelt legt Shermann Lauler den ersten Entwurf ihres Nachrufs vor. Lauler ist natürlich alles andere begeistert, sieht aber nach einem Wutausbruch ein, dass sie etwas, sich ändern muss, damit sie den Nachruf bekommt, den sie sich wünscht.
Dazu analysiert sie die Nachrufe aller großer Zeitungen und kann dabei vier Säulen ausmachen, die den perfekten Nachruf ausmachen:
- Die Liebe der Familie
- Die Anerkennung ihrer Kollegen
- Soziales Engagement
- Die Wildcard!
Diese vier Punkte vor Augen soll Anne Lauler dabei helfen ihre Biografie vor Abschluss ihres Lebens noch einmal aktiv umzuschreiben. Ein wilder Trip, der alles verändern soll, beginnt. Sowohl für Lauler als auch für Shermann.
Mein Fazit
Zu guter Letzt ist mein bisheriger Überraschungshit des Jahres! Das Comedy-Drama schafft es den Zuschauer in den ersten fünf Minuten voll abzuholen und in die richtige Stimmung zu versetzen. Es wird unmittelbar klar, wie die Hauptfigur Harriet Lauler tickt und der behandelnde Arzt von Harriet sorgt direkt für den ersten Lacher. Ein grandioser Auftakt, des 108 Minuten langen Films.
Perfekte Besetzung
Die Besetzung der Charakter in Zu guter Letzt hätte nicht besser sein können! Vor allem Shirley MacLaine als Harriet Lauler hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Schauspielerin hat Lauler perfekt mit allen Facetten verkörpert und mich einfach nur begeistert. Einzig der Einstieg in das Drama mit den nostalgischen Fotos, die mit Sicherheit von der Schauspieler selbst stammen, fand ich etwas fehl am Platz. Die Fotos zeigen eher eine Schauspielerin, die in der 50er / 60er / 70er Jahren aufgewachsen ist und ihre Blütezeit hatte. Harriet Lauler hingegen ist ein Werbegenie, das in diesem Elitär sicher nichts zu suchen hatte, weshalb die Fotos nicht zu dem Charakter passen. Das ist aber vermutlich eine Regie-Entscheidung gewesen und haben mit der schauspielerischen Leistung von MacLaine herzlich wenig zu tun.
Neben MacLaine übernimmt Amanda Seyfried in Zu guter Letzt die zweite Hauptrolle und zeigt sich hier von einer für mich neuen Facette. Das ist für mich letztlich aber auch nicht verwunderlich, da Seyfried schon vielleicht nicht in die unterschiedlichsten Rollen geschlüpft ist aber sich doch immer wieder aus ihrer Wohlfühlrolle traut wie in Red Riding Hood – Unter dem Wolfsmond oder in A Million Ways to Die in the West. Vor allem die Kombination und Interaktion von Seyfried und MacLaine machen die Besetzung perfekt.
Gute-Laune-Herzschmerz-Mix
Zu guter Letzt bildet eine wunderbare Mischung aus Comedy und Herzschmerz-Drama. Ich habe regelmäßig laut aufgelacht und war zum Ende tief bewegt. Der Zuschauer erlebt die gleichen Stufen des Hassens und Mögens von Hauptperson Harriert Lauler wie Anne Shermann, die sie auf ihrem Weg begleitet. So gibt es viele wirklich lustige Momente, viele zum Nachdenken und auch einige, in denen man seinen Emotionen freien lauf lassen kann. Dadurch ist der Film sehr kurzweilig bis zum letzten Drittel. Dann wird plötzlich die Handbremse angezogen, die Luft ist raus. Doch zum Glück bekommt Zu guter Letzt auch hier noch die Kurve und beendet das Drama schneller, als man zunächst vermuten könnte. Insgesamt hat Zu guter Letzt daher eine angenehme Länge.
Trailer vs. Film
Wie so oft vermittelt der Trailer ein teilweise falsches Bild von dem eigentlichen Filminhalt. Der Trailer und der offizielle Kurzinhalt von TOBIS setzt einen starken Schwerpunkt auf die Beziehungsebene, die Lauler richtig stellen möchte. Sie möchte sich vor dem Tod noch mit ihrer Tochter Elizabeth (Anne Heche) Frieden schließen. Diese Begegnung beschränkt sich jedoch auf eine einzige relativ kurz Szene.
Guckt ihn Euch an!
Ich bin wirklich sehr angetan von Zu guter Letzt. Nur ein paar Kleinigkeiten sind mir negativ aufgestoßen. Wie gesagt finde ich, dass das letzte Drittel etwas vom Gas geht, der Trailer einen falschen Schwerpunkt setzt und der Tonmischung ist an einigen Stellen nicht ganz perfekt. Ganz zum Schluss ist mir auch noch etwas aufgefallen, was so nicht stimmen kann, was mich aber mehr amüsiert als gestört hat. Mehr dazu im folgenden Spoiler. Ansonsten bin ich aber hell auf begeistert. Schaut Euch dieses Comedy-Drama unbedingt an!