Filmkritik: Battle of the Sexes - Gegen jede Regel

Filmkritik: Battle of the Sexes – Gegen jede Regel

1973 sorgte das legendäre Tennismatch zwischen Billie Jean King und Bobby Riggs dafür, dass sich 90 Millionen Menschen vor den Fernseher setzten. 2017 soll die biografische Verfilmung unter dem Namen Battle of the Sexes – Gegen jede Regel möglichst genauso viele Zuschauer ins Kino locken.

3.5 von 5 Popcorntüten

Die Handlung von “Battle of the Sexes – Gegen jede Regel”

USA 1973: Die 29-jährige Billie Jean King (Emma Stone) setzt sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter im Tennissport ein und wird dafür zunächst müde belächelt. Vor allem der 55-jährige Ex-Tennischampion Bobby Riggs (Steve Carell) findet ihre Forderungen geradezu lächerlich und ist der Meinung, dass Damentennis dem Herrentennis unterlegen sei. Um dies zu beweisen, fordert er King zu einem Tennismatch heraus, dass zum meist gesehen Sportevent der Fernsehgeschichte als “Kampf der Geschlechter” ausufern sollte.

Doch bevor es zum großen Showdown kommt, müssen die zwei privat weit komplexere Kämpfe ausfechten. Die mit einem Mann verheiratete King stellt sich erstmals ihrer Homosexualität und lässt Gefühle zu ihrer Friseurin (Andrea Riseborough) zu. Damit riskiert sie jedoch nicht nur ihre Ehe, sondern auch ihre Karriere. Briggs wiederum gefährdet mit seiner Spielsucht die Beziehung zu seiner Ehefrau Priscilla (Elisabeth Shue).

Battle of the Sexes - Gegen jede Regel ab 23. November im Kino
© 2017 Twentieth Century Fox

Mein Fazit

Du kennst Billie Jean King nicht? Ich gebe zu, ich kannte sie auch nicht. Und so sagte mir auch Bobby Riggs nicht. Ihr legendäres Tennismatch fand schließlich auch 1973 statt – also 16 Jahre vor meiner Geburt. Ich freue mich daher immer, wenn man durch Filme etwas über historisch bedeutende Ereignisse lernt. So auch bei “Eddie The Eagle”, den ich für euch in einer ruhigen Minute auch unbedingt rezensieren werde. Aber zurück zu “Battle of the Sexes – Gegen jede Regel”. 1973 begannen alle mögliche Mauern in Bezug auf Rassenzugehörigkeit, Religion, sexueller Orientierung und Geschlecht zu bröckeln. Doch obwohl sich Frauen mehr organisierten und demonstrierten als je zuvor, haben sie lediglich 58 Cent erwirtschaftet, während ein Mann einen USD verdient hat. Im Tennissport bedeutete der Geschlechterunterschied sogar, dass das Preisgeld von Frauen lediglich einem Zwöftel von dem der Männer entsprach. Bei der von Billie Jean King initiierten Virgina Slim Tour konnten Frauen zum ersten Mal selbst die finanziellen Bedingungen diktieren. Dazu gründete King die Women’s Tennis Association (WTA). Doch erst das Match gegen Bobby Riggs heizte die Debatte der Gleichberechtigung im Tennissport so richtig an.

Emma Stone & Steve Carell

Dreh- und Angelpunkt der biografischen Verfilmung bilden die beiden Hauptdarsteller Emma Stone (“Zombieland – Doppelt hält besser “, 2016) als Billie Jean King und Steve Carell (“The Big Short”, 2015) als Bobby Riggs. Die Oscar-Gewinnerin (“La La Land”, 2016) und der Golden Globe-Gewinner (“The Office”, 2005-2013) brillierten durch ihre authentische und intensive Performance. Wer sich im Nachhinein ein wenig mit den wahren Ereignissen beschäftigt, wird sehen, dass die Schauspieler die Originale bis zur kleinsten Mimik getroffen haben. Dabei könnten Carell und Riggs schon fast als Double durchgehen. Doch auch Stone hat das Grinsen und den ersten Ausdruck von King beim Spiel geradezu perfektioniert.

Steve Carell (Bobby Riggs)
© 2017 Twentieth Century Fox

Mehr als nur ein Tennis-Match

Ich begann über die Gesellschaft und über Frauen nachzudenken und fragte mich, was all das bedeutete… und ich wusste, dass ich gewinnen muss. Billie Jean King, 2015

Als eine Mischung aus Sportfilm, sozialpolitisches Drama, Liebesgeschichte und einer Komödie porträtiert “Battle of the Sexes – Gegen jede Regel” auf mehr als nur eine Art ein Kampf der Geschlechter. So kämpft Billie Jean King vor allem mit sich selbst und ihrer Sexualität. Die Tennisspielerin hat mit nur 22 Jahren ihren Mann Lawrence King (Austin Stowell) geheiratet, verliebt sich aber dann in eine Frau. Doch erst Jahre später soll King zu ihrer Liebe zu Frauen stehen und setzt sich seitdem für die Rechte von Schwulen und Lesben ein.

Hauptdarstellerin Emma Stone (Billie Jean King) und Nebendarstellerin Andrea Riseborough (Marilyn Barnett)
© 2017 Twentieth Century Fox

Das Drehbuch von Simon Beaufoy (“Die Tribute von Panem – Catching Fire”, 2013) räumt der Liebesgeschichte zwischen King und Marilyn Barnett sehr viel Platz ein. Da dieser Teil jedoch relativ undynamisch von den Regisseuren Jonathan Dayton (“Ruby Sparks – Meine fabelhafte Freundin”, 2012) und Valerie Faris (“Little Miss Sunshine”, 2006) inszeniert wurde, zieht sich “Battle of the Sexes – Gegen jede Regel” an dieser Stelle etwas. Insgesamt hätte ich mir eine schnellere Hinführung zum Tennismatch gewünscht, das nichtsdestotrotz im Fokus der biografischen Verfilmung steht. Entsprechend kam mir die “Bobby Riggs-Show” ein wenig zu kurz, die für den komödiantischen Teil der Geschichte sorgt und damit den Erzählfluss etwas auflockert, ohne sich von den realen Ereignissen zu entfernen.

Emma Stone (Billie Jean King) und Agnes Olech (Dana)
© 2017 Twentieth Century Fox

Das große Finale

Das große Tennismatch zwischen Billie Jean King und Bobby Riggs hatte 1973 mit 90 Millionen Zuschauern die größte Zuschauerzahl seit der Mondlandung. Das spektakuläre Match bildet entsprechend auch das phänomenale Finale in “Battle of the Sexes – Gegen jede Regel”. Vergleicht man Original- mit Filmbildern werden auch hier die detailgetreuen Ähnlichkeiten mehr als deutlich. Nach dem etwas zähen Anfang ist man als Zuschauer durch die intensive Bewerbung des Spiels innerhalb des Filmes auch geradezu “heiß” auf den Kampf. Damit gelingt es den Filmemachern den Zuschauer wie bei einem echten Tennismatch mitfiebern zu lassen. Schließlich geben Stone und Carell auch hier alles.

Hauptdarstellerin Emma Stone (Billie Jean King)
© 2017 Twentieth Century Fox

44 Jahre später

…und nicht viel weiter. King erklärt: „Heute müssen wir immer noch über zu viele Dinge diskutieren. Weiße Frauen verdienen immer noch nur 78 Cent gegenüber einem Dollar bei Männern, afroamerikanische Frauen 64, hispanische und indianische Frauen stehen nur bei 54 Cent. Im Kongress sitzen nicht mal 20 % Frauen. Wir haben ganz wenige weibliche Vorstandsvorsitzende. Die Leute begreifen nicht, dass, wenn Frauen weniger verdienen, ganz Familien weniger verdienen. Es liegt auf der Hand, dass dieser Zustand Familien benachteiligt, und warum sollen wir dies hinnehmen?” Auch das Thema Homosexualität ist vor allem im Sport ein sehr schwieriges. Homosexualität wird noch heute oft tot geschwiegen – man denke hier zum Beispiel an Fußballspieler… Ich persönlich finde das sehr traurig und hoffe, dass “Battle of the Sexes – Gegen jede Regel” erneut dazu anregt über diese Themen nachzudenken und zu diskutieren. Damit gehört “Battle of the Sexes – Gegen jede Regel” definitiv zu den Must-Sees des Jahres!

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One comment

  1. Filmkritik: The Disaster Artist | Jil's Blog

    […] zu den besten biographischen Filmen, die ich je gesehen haben – dicht gefolgt von “Battle of the Sexes” und “I, Tonya” (hierzu bald mehr). Die Verfilmung des Enthüllungsbestseller hat […]

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