Filmkritik: Madame
Was passieren kann, wenn eine abergläubische Hausherrin, das Dienstmädchen mit an den Dinnertisch bittet, zeigt uns Madame. Die Gesellschaftskomödie zeigt auf humoristische Art ein modernes Aschenputtel-Märchen, das dank brillanten Schauspielern auch erzählerische Durststrecken überwindet.
Die Handlung
Wenn die hübsche Societylade Anne Fredericks (Toni Collette) zum Dinner lädt, muss alles perfekt sein. Doch der unangekündigter Besuch ihres Stiefsohns Steven (Tom Hughes) droht die perfekte Party platzen zu lassen. Denn zusammen mit Steve sollen dreizehn Personen an einem Tisch setzen, was bekanntermaßen Unglück bringen soll. Kurzerhand verpflichtet sie ihre Haushaltsangestellte Maria (Rossy de Palma) als 14. Gast einzuspringen. Zurückhaltend und wortkarg soll sie den letzten Platz füllen. Steve macht sich jedoch einen Witz aus der Situation und flüstert dem Kunsthändler David Morgan (Michael Smiley) ins Ohr, dass es sich bei Maria um eine Person aus gutem und einflussreichem Hause handelt.
David flirtet daraufhin ausgiebig mit der nichts ahnenden Maria, die daraufhin ihre Anweisungen vergisst und fröhlich am gesellschaftlichen Zusammensein teilnimmt. Die Hoffnung, dass dieser Auftritt nach dem Essen ein Ende hat, wird Anne schnell genommen, als sie erfährt, dass sich Maria weiterhin mit David trifft. Anne ist besorgt um ihren Ruf und tut alles daran, das entstandene Chaos wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Doch Maria findet inzwischen Gefallen an ihrer neuen Rolle…

Mein Fazit
Die Gesellschaftskomödie Madame zeigt mit Charme, Witz und einer trotzdem angemessenen Ernsthaftigkeit eindrucksvoll, dass wir auch im 21. Jahrhundert noch in einer Zwei-Klassengesellschaft leben. Die französische Bestseller-Autorin, Drehbuchautorin und Regisseurin Amanda Sthers erzählt Gestreich und voller Wortwitz die Geschichte der spanischen Hausangestellten Maria (Rossy de Palma), die durch Umwege in die Rolle einer Grande Dame schlüpft und lebt, sofern sie nicht ihrer Pflichten im Hause Fredericks (Toni Collette) nachgeht. Dabei lässt die gesellschaftskritische Sthers kein gutes Haar an der Pariser High-Society…

Die zauberhafte Maria
Die spanische Schauspielerin Rossy de Palma bildet als das Dienstmädchen Maria das Herz von Madame. Als modernes Aschenputtel – wie de Palma ihre Figur selbst bezeichnet – strahlt de Palma als Maria eine sehr positive Aura aus. Maria empfindet sich selbst nicht als minderwertig und ist stolz auf ihren Beruf. Sie ist gleichzeitig eine sehr romantische und neugierige Person. De Palma gelingt es all diese Elemente in der Figur Maria zu vereinen. Um ihr eine gewisse Unschuld zu verleihen, hat de Palma ihre Stimme etwas höher, heller angesetzt, wodurch die Figur zerbrechlicher wirkt. Dennoch ist sie kontrolliert und glaubt an das Gute im Menschen. Dadurch gelingt es de Palma, dass der Zuschauer sich auf die Figur Maria voll und ganz einlässt, mit ihr mit hofft und mitfühlt.

Die narzisstische Anne
Die Amerikanerin Anne Fredericks, gespielt von der Golden Globe-Gewinnerin Toni Collette (Taras Welten, 2009-2011), bildet den krassen Gegenpart zu Maria. Die eitle Frau des Immobilien- und Kunsthändlers Bob, der von dem legendären Harvey Keitel verkörpert wird, ist eine sehr selbstbezogene und eitle Frau. Für sie muss immer alles perfekt sein und so versucht sie alles und jeden zu kontrollieren. Marias Leichtigkeit und ihre Fähigkeit ganz unbefangen auf Menschen zu zugehen, verunsichert die hübsche Blondine. Damit zeigt ihr Maria Anne, dass bei all ihrer Schönheit, ihr inneres hässlich ist.

Sozialsatire & moralisches Lehrstück
Madame ist in erster Linie eine Komödie. Jedoch schwingt eine gewisse Bitterkeit mit. Hinter Madame verbirgt sich eine Kritik an der immer noch vorherrschenden Klassengesellschaft. Als modernes Aschenputtel-Märchen versteht sich das Werk als Sozialsatire und ist ein moralisches Lehrstück für Zuschauer und agierende Figuren. Schließlich scheinen die Ereignisse auch nach und nach die Augen der “erhabenen” Anne zu öffnen und Maria begreift, dass sie Herrin ihres eigenen Schicksals ist.

Oh, Du schönes Paris
Die Komödie wurde tatsächlich in Paris gedreht und so bekommt man im Film die Säulen von Buren, das Kino “Mac Mahon”, die Kais am Ufer der Seine und das Fälscher-Museum zu sehen, das als luxuriöse Wohnhaus der Fredericks dient. Der Einstieg in Madame erfolgt durch eine kleine Fahrt durch Paris auf einem Fahrrad von dem Fahrradverleihsystem Vélib´. Dadurch gelingt es den Zuschauer vom Kinosessel direkt in die französische Hauptstadt zu transportieren. Der französische Charm zieht sich durch jede einzelne Einstellung und sorgt dadurch für einen sehr harmonischen Filmlook.

Must-See!
Für mich gehört Madame definitiv zu den Must-Sees in diesem Spätherbst und das, obwohl die Handlung zwischenzeitlich deutlich an Tempo verliert und sich die 91 Minuten Spielzeit daher etwas ziehen. Schließlich überstrahlen die spannenden und detailreich gestalteten Charaktere sowie die interessante gesellschaftskritische und gleichzeitig humorvolle Geschichte diese Schwäche. Die Figuren haben mich so gefesselt, dass ich mich nach dem Film gefragt habe: “Und was passiert danach?” Eine Frage, die wahrscheinlich immer unbeantwortet bleiben wird, aber auch ein Indikator dafür, dass mich das Schicksal der Charaktere brennend interessiert. Ein Zeichen dafür, dass der Film funktioniert.
[…] Meine Filmkritik zu Madame findest Du hier. […]
Wirklich toll geschrieben. Auf den Film hatte ich schon Lust als die erste Vorschau lief. Muss ich mir unbedingt ansehen.
Danke Dir! Und viel Spaß beim Gucken 🙂
[…] kommt auch die starke Besetzung nicht an. Gerade Toni Collette (“Madame“, 2017) überzeugt durch ihre emotionale und ergreifende Performance. Aber auch Milly […]