Filmkritik: Mord im Orient-Express
Mord im Orient-Express kehrt auf die Leinwand zurück. Der Kriminalklassiker von Agatha Christie wurde von Kenneth Branagh im nostalgischen Look und mit einer einzigartigen Starbesetzung neu verfilmt.
Die Handlung
Der belgische Detektiv Hercule Poirot (Kenneth Branagh) braucht Urlaub. Doch seine luxuriöse Zugfahrt durch Europa entpuppt sich schnell zu einem der spannendsten Kriminalfälle, in den Poirot je verwickelt war. Der amerikanische Mitreisende Edward Ratchett (Johnny Depp) wird tot in seinem Abteil aufgefunden. Doch wer ist der Mörder?
Während der Zug aufgrund einer Schneeverwehung feststeckt, nimmt Poirot die Ermittlungen auf. Zwei Dinge sind sicher: Einer der Insassen ist ein Mörder und der Mörder befindet sich noch immer in dem vollbesetzten Zug. Der Detektiv muss ohne jede Hilfe von außen und nur mit den vorliegenden Indizien den Mordfall aufklären. Ob es ihm gelingen wird?
Mein Fazit
Ein Klassiker zurück auf der großen Leinwand. Wer den Roman von Agatha Christie und die Erstverfilmung von Regisseur Sidney Lumet bereits kennt, den erwartet bei Kenneth Branaghs Interpretation nicht viel Neues. Dem Klassiker wurde ein neuer, farbenfroher Look verpasst, eine neue herausragende Star-Besetzung gefunden und das Drehbuch neu geschrieben. Die Story an sich sowie die Auflösung ist und bleiben jedoch die selbe.
Ein Klassiker für eine neue Generation
Ob ein Remake – übrigens die insgesamt fünfte Verfilmung des Romans von Agahtha Christie – von Mord im Orient-Express tatsächlich “notwendig” gewesen wäre, sei zunächst einmal in den Raum gestellt. Die neue Fassung führt den Klassiker der Kriminalromane allerdings an eine neue Generation heran. Mir persönlich war die Geschichte im Ganzen auch neu. Zwar war mir der Krimi sowie die grobe Geschichte ein Begriff und ich bin auch mit Agatha Christie vertraut, jedoch habe ich weder die bisher erfolgreichste Verfilmung von 1974 noch den Roman gelesen. Ganz anders ging es zum Beispiel meinem Freund und Kollegen Philipp Kafsack, der das Original kennt und daher leider nicht viel Freude beim Miträtseln hatte. Leider muss auch ich gestehen, dass ich Hercule Poirot (Kenneth Branagh) schnell ein, zwei Schritte voraus war. Das Drehbuch von Michael Green gibt früh Hinweise her, die sehr dienlich zur Auflösung des Falls sind. Spätestens jedoch nach der Auflösung fallen die vielen Hinweise, die gewählt platziert wurden, beim Nachdenken über den Film auf. Mir ging dadurch aber leider etwas die Spannung abhanden.
So viele Charaktere, so wenig Zeit
Bei so vielen agierenden Personen bleibt viel zu wenig Zeit, näher auf die einzelnen Charaktere einzugehen. Das ist sehr schade, da selbst die Hauptperson Hercule Poirot viel zu kurz kommt und ich persönliche sehr gern tiefer in die Materie eindringe. Dennoch bekommt man nach und nach eine grobe Idee davon, welche Geschichte beziehungsweise welches Schicksal jede einzelne Person mit sich trägt. Bei einer Spielzeit von 114 Minuten ist dies eine große Herausforderung, die letztendlich durch minimalistische Gestik und Mimik durch die herausragende Besetzung (Daisy Ridley, Penélope Cruz, Josh Gad, Michelle Pfeiffer, Judi Dench, Willem Dafoe und viele mehr) gut gelöst wurde.
Der Look
Die Neuverfilmung von Mord im Orient-Express im 70-Millimeter-Format besticht durch einen sehr schönen Filmlook mit hohem Wiedererkennungswert. Wie schon der Film von 1974, werden Kulissen und Figuren in die Zeit des Romans um 1934 zurückversetzt. Dazu mussten Kostüm und Bühnenbild eine detailverliebte Arbeit leisten, die mehr als gelungen ist. Einzig die Außenschüsse des Zuges in Gänze wirken etwas zu stark computeranimiert. Dafür sind die Kamerafahrten, die von außen den Zug entlang fahren, während sich Menschen innerhalb bewegen, besonders gut gelungen. Auch das Motiv des Spiegels, das immer wieder aufgegriffen wurde, versprüht einen ganz besonderen Charme. Jedoch haben sie es fast ein wenig übertrieben, wurde doch (fast) jeder Charakter durch diesen gefilmt. Minispoiler: Den Spiegel kann man in diesem Zusammenhang als “Ankündigung der Wahrheit” verstehen.
Eine ganz besondere Kriminalgeschichte
Der Klassiker von Agatha Christie gehört oder sollte zumindest heute zum Allgemeinwissen gehören. Wer in diesem Bereich eine kleine Auffrischung benötigt, der sollte sich unbedingt in diesen neuen und gleichzeitig nostalgischen Kinofilm wagen. Mord im Orient-Express erzählt eine ganz besondere Mörderjagd, fern von der Kriminalunterhaltung der Neuzeit, aber mit dem Who-Is-Who des Filmgeschäfts. Mir fehlt es dennoch leider ein wenig an Spannung… Nichtsdestotrotz bin ich gespannt, ob Branagh auch noch Christies Tod auf dem Nil erneut auf die Leinwand zaubern wird. Die Grundsteine dafür sind schließlich gesetzt.
[…] einem großartigen Look und dem präzisen Umgang mit der Historie überzeugen. Wie bei Mord im Orient-Express kann der Thriller jedoch leider schnell etwas an Spannung verlieren, wenn man die Lösung des Falls […]
[…] Allerdings treibt Ozon das Motiv des Spiegels – ähnlich wie Kenneth Branagh bei “Mord im Orient-Express” – etwas auf die Spitze. Auch die etwas “altbackend” wirkenden […]
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