Filmkritik: Fifty Shades of Grey – Befreite Lust
Mit “Fifty Shades of Grey – Befreite Lust” findet die Romance zwischen Ana und dem Milliardär Christian Grey ein Ende – also auf der Leinwand. Auch der dritte Teil der Trilogie kann nicht durch Glaubwürdigkeit und Authentizität glänzen. Was zuvor schon überzogen wirkte, mündet schließlich in einer Art Satire.
Die Handlung
Nach ihrer Hochzeit schweben Ana (Dakota Johnson) und Christian (Jamie Dornan) zwar im siebten Himmel, doch schon bald legt sich ein bedrohlicher Schatten über das Glück der Frischvermählten: Christian wird von seiner mysteriösen Vergangenheit eingeholt, und ein gefährlicher Bekannter bedroht die Ehe und Familie der beiden – verstrickt in kriminelle Intrigen und im Sog dunkler Leidenschaft muss die erstarkte Ana erneut um ihre Liebe kämpfen.
Trailer zu “Fifty Shades of Grey – Befreite Lust”
Mein Fazit
Warum ist “Fifty Shades of Grey” nur so ein Erfolg geworden? Kann mir das jemand überzeugend erklären? Wie zu jedem Film der Reihe die kurze Information vorweg: Ich habe die Bücher nicht gelesen. Ich habe das erste Buch dreimal angefangen und bin nie über hundertste Seite hinweg gekommen. Meine Gedanken dazu: “‘Twilight’ habe ich doch schon gelesen…” Ich sprach erst gestern wieder mit meiner Freundin Tatjana darüber, die mit den Büchern vertraut ist. Diese meinte auch zu mir, dass sie den Schreibstil von E.L. James nicht mochte. Im prüden Amerika ist die Reihe dennoch vor allem als Verfilmung ein riesiger Erfolg geworden und auch hierzulande sprechen die Kinobesuche für sich. Doch warum? Nach dem wirklich katastrophalen ersten Teil folgte ein annehmbarer zweiter Teil und auch der dritte Teil ist “okay”. Mehr aber auch nicht. Dennoch denke ich, dass auch “Fifty Shades of Grey – Befreite Lust” wieder die Kinosäle füllen wird und sei es nur aus dem Grund, wissen zu wollen, wie die Geschichte endet oder um sich über die “Romanze” lustig zu machen. Denn vor allem der letzte Teil wirkt schon fast wie eine Satire: Das Happy End, das (noch) kein Happy End ist, wird durch die Hindernisse einer Ehe mit einem (ehemaligen) Narzissten, der auch noch Milliardär ist, und einer externen Gefahr bedroht. Wer hier noch Realitätsnähe sucht, der sollte dringend damit aufhören.

Emotionen!?
Es fällt mir wirklich schwer diese Filmkritik spoilerfrei zu schreiben. Aber um euch – zumindest denjenigen, die die Bücher nicht gelesen haben – die “Spannung” nicht zu verderben, werde ich es trotzdem versuchen. Wie die vorherigen Teile setzt auch “Fifty Shades of Grey – Befreite Lust” auf intensive Emotionen. Sei es das prickelnde Verlangen, die wachsende Liebe, Wust, Frust oder Verzweiflung. All diese Facetten bündelt das Drama. Schade nur, dass diese überhaupt nicht beim Zuschauer ankommen. Auch im dritten Teil gelingt es Dakota Johnson (“How to Be Single“, 2016) und Jamie Dornan (“Anthropoid”, 2016) nicht eine glaubwürdige Leidenschaft füreinander zu mimen. Manche Szenen sind gar so schlecht gespielt, dass der Zuschauer eher das Lachen anfängt, als mit den Figuren mitzufühlen. Schließlich beschreibt die Autorin und Produzentin James gerade eine Szene als besonders emotional und wichtig: Christian sollte mit einer neuen Situation konfrontiert demnach total ausrasten, da er noch immer selbst ein ängstliches Kind sei und damit nicht umgehen könne. Diese dramatische Schlüsselszene sieht im Film wie folgt aus: Christian wird etwas ärgerlich, haut wutschnaubend ab und kommt betrunken wieder. Wow. Bedenke man, wie Christian gezeichnet wurde, dann sehe Ausrasten gänzlich anders aus.

Mehr Haut, mehr Sex
Immerhin hält das große Finale im Gegensatz zu “Fifty Shades of Grey – Gefährlich Liebe” wieder deutlich mehr Sexszenen bereit und zeigt schon fast ungewohnt viel Haut. Bedenke man, dass beide Filme parallel gedreht wurden, ist das schon etwas verwunderlich. Alleine aber aus diesem Grund, kann ich mir gut vorstellen, dass der dritte Teil wieder besser ankommen wird. Wirklich krasse Szenen oder ungewöhnlich Sexpraktiken sind aber natürlich wieder nicht zu sehen. Stattdessen gibt es geradezu merkwürdige Szenen, die unnötig in die Länge gezogen werden. Darunter eine (Achtung Minispoiler!) Einstellungen, in der Ana spielerisch Eis auf Christian verteilt und dieses dann von seinem behaarten Körper leckt. Ich weiß nicht wie es euch dabei ergeht, aber ich habe mir im Geiste ständig Haare von der Zunge gezogen – ihr wisst was ich meine. Und dann erneut dieses übertrieben schnelle, offensichtlich gespielte Lustempfinden. Ohne Worte.

Das Leben eines Milliardärs
…färbt definitiv auf Ana über. Hier haben das Kostüm- und Makeupteam einen wirklich guten Job gemacht und der jungen Frau einen ganz neuen, hochwertigen Look verpasst. Dieser Unterschied ist besonders deutlich zu sehen in dem Moment, als Mrs. Grey wieder auf ihre bequeme Kleidung zurückgreift. Optisch ist der “Fifty Shades of Grey – Befreite Lust” definitiv auf einem hohen Niveau. Das Luxusleben der zwei wird mit jeder Faser auf der Leinwand authentisch festgehalten. Und selbst im Dialog zwischen Ana und Christian wird dieser Umstand gewitzt thematisiert und bilden so wenige schauspielerische Lichtmomente.

Es ist vorbei
“Fifty Shades of Grey – Befreite Lust” ist keine Vollkatastrophe. Wer die Bücher mochte oder einfach wissen möchte, wie die Reihe zu Ende geht, der sollte sich auch den letzten Teil der Trilogie nicht entgehen lassen. Wer jedoch noch nie einen der Filme gesehen hat, der muss damit jetzt auch nicht mehr anfangen. Die Story von James ist und bleibt überzogen, herzlich unrealistisch und hält nicht was sie zunächst verspricht. Die schauspielerischen Schwächen und die fehlende Harmonie zwischen den Hauptdarstellern können auch im dritten Teil nicht behoben werden. Mit einer gewissen ironischen Haltung, kann man “Fifty Shades of Grey – Befreite Lust” jedoch durchaus genießen – aber eben nicht als das, als was das erotische Drama eigentlich gedacht war.
“Fifty Shades of Grey – Befreite Lust” ab 08. Februar 2018 im Kino.
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