Filmkritik: Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen
Die französische Komödie “Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen” erobert Deutschland. Regisseur Dany Boon führt den Zuschauer erneut ins nördliche Frankreich und lässt zwei scheinbar völlig unterschiedliche Kulturen aufeinander prallen. Ein Schockmoment, der für viele Lacher sorgt.
Die Handlung
Das angesagte Architektenpaar Valentin D. (Dany Boon) und Constance Brandt (Laurence Arné) bereitet die Eröffnung ihrer Retrospektive im Pariser Museum für Moderne Kunst vor. Was niemand weiß: Valentin hat der Pariser Gesellschaft und sogar seinem Schwiegervater und Hauptinvestor (François Berléand) seine Sch’ti-Herkunft aus dem Arbeitermilieu verschwiegen und gibt sich als Waise aus. Doch als Valentins Bruder (Guy Lecluyse) zusammen mit seiner Frau (Valérie Bonneton) und Mutter (Line Renaud) überraschend nach Paris reisen, treffen nicht nur zwei völlig gegensätzliche Welten aufeinander, sondern sein großes Geheimnis droht zu platzen und publik zu werden. Und es kommt noch schlimmer: Nach einem Unfall verliert Valentin sein Gedächtnis und spricht nur noch Sch’ti…
Trailer zu “Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen”
Mein Fazit
Mit “Willkommen bei den Sch’tis” feierte Dany Boon vor mehr als zehn Jahren einen großen Erfolg und das nicht nur in Frankreich. Sein neuer Film “Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen” soll an seinen Vorgänger anknüpfen, hat aber inhaltlich herzlich wenig mit ihm zu tun und das obwohl Boon mit vielen gleichen Schauspielern arbeitet. In “Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen” wird der Spieß jedoch auch erzählerisch umgedreht. Während es in “Willkommen bei den Sch’tis” ein Franzose aus dem Süden in den Norden zieht, besucht im neuen Kinofilm eine Sch’ti-Familie ihren verlorenen Sohn in Paris – das Chaos ist perfekt, als dieser dann auch noch sein Gedächtnis verliert und in alte Muster zurückfällt.

Die Sch’tis & Sch’ti
Sch’tis, um dies noch einmal zu erklären, nennen sich die Bewohner aus der nordfranzösischen Region Nord-Pas-de-Calais, die etwa 220 Kilometer nördlich von Paris gelegen ist. Der strenge französische Akzent ist augenscheinlich für die Großstadtfranzosen kaum zu verstehen und könnte daher vielleicht mit Sächsisch oder Bayerisch verglichen werden. Für die deutsche Synchronisation wurde ein ganz eigener Dialekt entwickelt, der bereits beim ersten Film rund um die Sch’tis verwendet wurde. Ich habe den Film in der Originalfassung gesehen und war zunächst von den merkwürdigen Untertiteln irritiert. Letztlich machten diese aber so total Sinn. Ohne sie wäre viel von der Komik und der Aussage des Films verloren gegangen. Wer etwas multitaskingfähig ist, sollte sich den Film aber auf jeden Fall im Original angucken. Denn auch als Nicht-Französisch-Sprecher bekommt man schnell ein Gefühl für den Dialekt – der einfach urkomisch klingt. Die deutsche Interpretation, obwohl sie nicht schlecht ist, kann beim Original daher nicht mithalten.

Was wäre passiert, wenn?
Warum aber nun eigentlich ein zweiter Film rund um die Sch’tis? In “Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen” verarbeitet Boon quasi einen Lebensweg, den er nicht eingeschlagen hat. Einige Produzenten sollen ihm, nach eigener Aussage, zu Beginn seiner Karriere geraten haben, seine Herkunft als Sch’ti zu verleugnen, seinen Akzent abzulegen und in Paris wohnhaft zu werden. Aus diesen Überlegungen heraus habe er die Figur Valentin entwickelt, die er selbst spielt und der sich für seine Wurzeln schämt. Es ist für Boon demnach ein sehr persönlicher Film, weshalb auch einzelnen Figuren häufig reellen Personen ähneln.

Wenn die Oberklasse auf die Dorfbewohner trifft
Boon hat mit dieser Thematik einen Nerv getroffen. Jeder kann sich in der Konfrontation mit den familiären Wurzeln und seinem neuen Stand in der Gesellschaft in gewisserweise wieder finden – manch einer stärker, manch einer weniger stark. Die komödiantische Herangehensweise funktioniert schockartig und sorgt von Anfang an für die nötige Spannung. Das kluge Drehbuch und die farbenfrohe Inszenierung mit Liebe zum Detail, gemischt mit einer großartigen Besetzung sichern einen Lacher nach dem nächsten – sobald man sich an den Akzent gewöhnt hat.

Ein erneuter Volltreffer?
Nachdem ich “Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen” gesehen habe, musste ich mir sofort “Willkommen bei den Sch’tis” angucken, den es zur Zeit bei Amazon Prime Video (Anzeige) im Abo kostenfrei zu sehen gibt. Und ich muss sagen, mir hat die Story von “Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen” aufgrund seiner Tiefgründigkeit wesentlich besser gefallen. Ich war sehr überrascht wie viel ich bei dem neuen Kinofilm lachen musste, auch wenn mir die clowneske Art der Figuren manchmal ein wenig zu viel war. Auch die emotionalen Parts konnten mich nicht ganz erreichen. Dennoch gehört “Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen” mit zu den besten Komödien, die 2018 bisher hervorgebracht hat.
“Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen” ab 22. März 2018 im Kino.