Filmkritik: Vor uns das Meer
“Vor uns das Meer” zeigt ein liebevolles Porträt des Briten Donald Crowhurst und seine Segeltörn um die Welt. Regisseur James Marsh gelingt es auf einzigartige Art und Weise diese Geschichte gleichsam in eine dramaturgische und in eine dokumentarische Form zu gießen. Die herausragende Besetzung ergänzt das Bild.
Die Handlung
Donald Crowhurst (Colin Firth) tritt als Amateursegler bei dem 1968 beim Sunday Times Golden Globe Race an, um der schnellste Mensch zu werden, der allein und ohne Zwischenstopp die Welt umsegelt. Mit seinem unfertigen, selbst entworfenen Boot und mit der Hoffnung durch das Preisgeld seine Firma zu retten und seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen, sticht Crowhurst schließlich in See. Er lässt seine Frau Clare (Rachel Weisz) und die gemeinsamen Kinder zurück und begibt sich Hals über Kopf in ein Abenteuer, das Geschichte schreiben wird.
Trailer zu “Vor uns das Meer”
Mein Fazit
“Vor uns das Meer” erzählt die wahre Geschichte des Briten Donald Crowhurst, der als Amateursegler an dem Sunday Times Golden Globe Race in 1968 teilgenommen hat. Regisseur James Marsh (“Eine Entdeckung der Unendlichkeit”, 2014) begibt sich in seinem Film auf die Suche nach den Faktoren, die Crowhurst dazu antrieben, an dem Rennen um die Welt am 31. Oktober 1968 mit einem unfertigen Boot teilzunehmen. Dazu hat er, wie auch die Darsteller, sich intensiv mit den vorhanden Archivmaterialien über das Rennen und Crowhurst selbst auseinandergesetzt. Dazu zählen der Dokumentarfilm “Deep Water“, einige Bücher sowie direktes Material von Crowhurst wie seine Log- und Tagebücher, Briefe sowie diverse Tonbandaufnahmen. Marsh konzentriert sich in seinem fast schon dokumentarisch wirkenden Film voll und ganz auf Crowhurst, weshalb “Vor uns das Meer” durch seine herausragenden Darsteller und seiner authentischen Inszenierung brilliert.
// Da wahrscheinlich nicht jeder mit der Geschichte von Donald Crowhurst vertraut ist, werde ich folgend möglichst wenig Inhaltliches vorwegnehmen.

Colin Firth spielt Donald Crowhurst
“Vor uns das Meer” zeigt einen Mann voll Selbstvertrauen. Einen Mann der viel erreicht hat. Einen Mann, der es geschafft hat ein Boot zu finanzieren, es zu bauen und damit sieben Monate auf dem offenen Meer zu verbringen. Einen Mann, der dies nicht nur der Anerkennung wegen tat, sondern vor allem um seine Firma und seine Familie vor dem Ruin zu retten und ihnen ein besseres Leben zu verschaffen. Den Filmemachern gelingt es genau diesen Mann zu porträtieren. Colin Firth (“Kingsman – The Golden Circle“, 2017) stellt diesen Mann mit viel Hingabe und Authentizität da. Firth gelingt es sowohl seine physische als auch psychische Verwandlung auf dem Meer glaubwürdig darzustellen und zeigt damit deutlich, was mit dem Mann in der Einsamkeit passiert ist.

Die Familie, der Presseagent & der Hauptsponsor
Neben der Inszenierung des einsamen Mannes war es für die Dramaturgie und die Aussage, die sich dieser biographische Film wünscht, auch sehr wichtig zunächst die Gründe von Crowhurst Fortgehens dem Zuschauer nahezulegen. Dazu zählt die liebevolle Familienbeziehung, die durch die zauberhafte Rachel Weisz (“Meine Cousine Rachel“, 2017) als Frau und Mutter ihren Dreh- und Angelpunkt findet. Aber auch die Kinder tragen der überzeugenden Stimmung bei. Ein weiterer Faktor ist der Presseagent Rodney Hallworth, der von David Thewlis (“Wonder Woman“, 2017) gespielt wird. Auf der einen Seite hilft er Crowhurst, indem er für ihn Sponsoren anwirbt. Auf der anderen Seite übt er aber auch durch seine ausschweifende Erzählungen, die einen Mythos um Crowhurst schaffen, Druck auf den Segler aus. Damit ist Crowhurst auch medialen Druck ausgeliefert. Schwerwiegender sind aber wahrscheinlich seine Verpflichtungen gegenüber seinem Hauptsponsor Stanley Best (Ken Stott). Ein Scheitern würde bedeuten, dass Crowhurst sein Haus und seine Firma an diesen verlieren würde. Damit stehe er und seine Familie vor dem Nichts.

Dreh auf dem offenen Meer
Neben der schauspielerischen Herausforderung, bildete auch das Shooting der Segelszenen seine Tücken. Die Filmemacher schufen durch den Dreh auf dem offenen Meer bei Portland in Dorset, auf Malta und in einem anliegenden Wasserbecken eine absolut realistische und beeindruckende Kulisse. Der Zuschauer glaubt, dass Crowhurst beziehungsweise Firth nur mit einem Sextant, einem Barometer, einem Kompass, einer Windfahne und seinen eigenen Fähigkeiten zurechtkommen muss, was in gewissermaßen ja auch so war. Schließlich war Firth und die stark reduzierte Filmcrew ständig den Launen der Natur ausgeliefert. Die achtköpfige Crew teilte sich auf vier Boote auf – plus dem Nachbau von Crowhursts Trimaran Teignmouth Electron.

Eine emotionale Reise
Was Crowhurst tatsächlich in den letzten Wochen auf See widerfahren ist, weiß aufgrund fehlender Zeugen niemand. Marsh liefert jedoch eine glaubwürdige und gleichzeitig tragische Version, die den Zuschauer emotional bannt. Firth spielt Crowhurst mit viel Sympathie, sodass sich das Publikum gemeinsam mit ihm auf diese Reise begibt – nicht nur auf dem Meer, sondern auch auf die Reise, die sich im Kopf des Protagonisten abspielt. Marsh, der zuvor viele Dokumentarfilme gedreht hat, gelingt es auf unverwechselbarer Weise den Film sowohl in eine dokumentarische als auch dramaturgische Form zu bringen, die absolut fesselnd ist. Ein liebevolles Porträt, ein Abenteuer und eine Liebesgeschichte.
“Vor uns das Meer” ab 29. März 2018 im Kino.
Uhhh ich wohne direkt neben einem Kino und merke ich bin viel zu selten dort.
Das muss ich unbedingt mal ändern.
Danke für die Empfehlungen und tollen Reviews.
schau gerne auf meinem BLOG vorbei und auf INSTAGRAM