Filmkritik: Lady Bird
Monate nach dem Kinostart in den USA läuft das preisgekrönte Drama “Lady Bird” endlich auch bei uns in den Kinos. Drehbuchautorin und Regisseurin Greta Gerwig erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens aus Sacramento – bodenständig und wie aus dem echten Leben gegriffen.
Die Handlung
Der Alltag von Christine „Lady Bird“ McPherson (Saoirse Ronan) im kalifornischen Sacramento besteht aus High School-Routine, Familientrouble und ersten ernüchternden Erfahrungen mit Jungs. Kein Wunder also, dass die 17-Jährige davon träumt, flügge zu werden. Im echten Leben rebelliert sie mit Leidenschaft und Dickköpfigkeit gegen die Enge in ihrem Elternhaus. Doch allzu leicht macht ihre Mutter (Laurie Metcalf) dem eigenwillig-aufgeweckten Teenager die Abnabelung natürlich nicht, und so ziehen alle beide zwischen Trotz, Wut und Resignation immer wieder sämtliche Gefühlsregister.
Trailer zu “Lady Bird”
Mein Fazit
“Lady Bird” gehört vermutlich zu den ehrlichsten und echtesten Filme der letzten Jahre. Anstatt auf ausgefallene Charaktere mit besonderen Fähigkeiten zu setzen oder eine abgefahrene Story zu entwickeln, setzt Drehbuchautorin und Regisseurin Greta Gerwig (“Jahrhunderfrauen”, 2016) auf Charaktere wie aus dem realen Leben gegriffen und erzählt eine Geschichte vom Erwachsenwerden. Dabei greift sie auf ihre eigenen Erfahrungen als Teenager an einer katholischen Schule in Sacramento zurück.

Zuhause, Kindheit, Aufbruch
Die Ereignisse in “Lady Bird” sind fiktiv – fühlen sich aber sehr real an. Dies liegt daran, dass das Drama ganz bodenständige Themen für sich vereinnahmt. Es geht um das eigene Zuhause, die Kindheit und dem Aufbruch ins Ungewisse. Um diese Themen aufzugreifen hat sich Gerwig auf das Senior Year von Lady Bird konzentriert. Der Zuschauer kommt dadurch der Hauptfigur sehr nahe und durchlebt mit ihr einige entscheidende Veränderungen, die sowohl sie als auch ihre Eltern und ihr Umfeld betreffen. Dabei fokussieren sich die Filmemacher auf das Wesentliche und stellen nichts überspitzt dar. Die Figuren stolpern dabei – wie im echten Leben – von Szene zu Szene. So vergeht Lady Birds letztes Schuljahr so schnell, wie es gekommen ist.

Dramen & Konflikte
In “Lady Bird” werden verschiedene zwischenmenschliche Beziehungen dargestellt. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, setzt “Lady Bird” seinen Fokus nicht etwa auf eine überemotionale, märchenhafte Liebesgeschichte, sondern auf die Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Aus diesem Grund war die Chemie zwischen der Hauptdarstellerinnen Saoirse Ronan (“Abbitte”, 2007) und Laurie Metcalf (“Roseanne”, 1988-1997) besonders wichtig. Die Eingangsszene im Auto, der einen Streit zwischen Mutter und Tochter zeigt, bildet eine entscheidende Ausgangssituation, weshalb diese auch erst sehr spät gedreht wurde. Ronan und Metcalf waren zu diesem Zeitpunkt schon sehr aufeinander eingestellt, sodass es ihnen gelingt ein sehr dynamisches und intimes Mutter-Tochter-Dou zu zeigen, dass sich innig liebt aber oft aneinander gerät. Die zwei Frauen wirken so unterschiedlich, sind sich letztlich aber sehr ähnlich.

Wer ist “Lady Bird”?
“Lady Bird” ist ein Mädchen, das verliebt ist, in die Liebe. Sie ist ein ganz normales Mädchen, das Ronan wild, arrogant und eigensinnig spielt. Sie hat Pickel, schlecht gefärbte Haare und rebelliert gegen ihre Familie und die Gesellschaft. Sie möchte jemand anderes sein, als sie eigentlich ist und so ist ein wichtiger Part in “Lady Bird” auch, dass sich Lady Bird für ihre Heimat schämt, sie verleugnet. So behauptet sie, dass sie aus dem “großen” San Francisco kommt und nicht etwa aus dem landwirtschaftlich geprägten Sacramento. Hier können sich sicherlich viele Zuschauer wieder finden. Wer vom Dorf hat denn nicht schon einmal behauptet aus der nächst größeren Stadt zu kommen? Doch irgendwann kommt der Moment, wo man sich wieder auf seine eigentliche Heimat besinnt. Und so ist “Lady Bird” auch für Gerwig eine Liebeserklärung an ihre Heimatstadt Sacramento.

Nominiert & preisgekrönt
Gerwig gelingt es mit ihrem Regiedebüt die Massen zu begeistern – und das mit einem so bodenständigen Konzept. Kein Wunder also, dass “Lady Bird” für gleich fünf Oscars nominiert war und zwei Golden Globes abgestaubt hat. Ein ehrlicher Film, der nicht nur durch seine wunderbaren Darsteller, sondern auch durch seine starken Aufnahmen und sein Setting, das den Zuschauer das Jahr 2002 zurückbringt, begeistert.
“Lady Bird” ab 19. April 2018 im Kino.