Filmkritik: Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen
Mit “Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen” taucht der Zuschauer endlich wieder knietief in die Welt der Zauberei ein. Wer im ersten Teil der Reihe den Bezug zu den bekannten Harry Potter-Filmen und -Büchern vermisst hat, der findet hier an jeder Ecke Anspielungen und Anekdoten zu Altbekanntem. Und dabei wollte J. K. Rowling sich doch eigentlich aus der Welt der Magie verabschieden und lieber Krimis schreiben. Ein Glück, hat sie sich das noch einmal anders überlegt!
Die Handlung von “Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen”
Um Grindelwalds Pläne zu vereiteln, wendet sich Albus Dumbledore (Jude Law) an seinen ehemaligen Schüler Newt Scamander, der seine Hilfe zusagt, ohne sich über die Gefahren im Klaren zu sein. Liebe und Loyalität werden auf die Probe gestellt, und selbst zwischen besten Freunden und innerhalb von Familien entstehen immer mehr Spaltungen in der magischen Welt.
Mein Fazit
So magisch war es noch nie! “Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen” macht sich die Fortschritte der CGI-Technik zu Nutze und zaubert ein magisches Feuerwerk auf die Leinwand. Ein Augenschmaus für jeden Fan der magischen Welt – und dann noch so wundervoll umgesetzt. Doch nicht nur effekttechnisch, hat der zweite Teil von fünfen einiges zu bieten!
Für wahre Experten
Als vor zwei Jahren “Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind” ins Kino kam, war die Ernüchterung bei vielen Harry Potter-Anhängern groß, hatte das Prequel doch auf den ersten Blick nicht viel mit den Harry Potter-Teilen zu tun. Wer genau aufgepasst hat, hat natürlich gemerkt, dass sich dies spätestens im letzten Drittel des Films nicht mehr behaupten lies, aber nun gut, denn in “Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen” wird alles anders. In gefühlt jeder zweiten Szene befinden sich kleine bis größere Andeutungen zu Charakteren, Gegenständen oder Geschichten, die (teilweise) bereits aus den Harry Potter-Filmen und -Büchern bekannt sind. Hier gilt natürlich: Nur echte Experten werden alle diese wundervollen Details wahrnehmen und lieben – so wie ich. Wer nicht ganz so gut mit dem Universum vertraut ist, wird sich vermutlich etwas wundern und kommt im Zweifelsfall nicht ganz mit der Geschichte mit…

Viele Charaktere, viel Inhalt
…denn “Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen” ist voll gepackt mit diversen alten und neuen Charakteren und ist damit wirklich proppenvoll. Zu voll? Wenn ihr mich fragt: Nein! Würden die Harry Potter-Teile noch mal gedreht werden, dann würde ich sie mir nämlich genauso wünschen: Voller Details und Informationen zu den einzelnen Figuren und Nebengeschichten. Einzig auf die Figur Yusuf Kama hätte ich verzichten können. Zwar wird durch ihn ein bekannter Zauber wieder aufgegriffen, aber ohne diesen und seiner ganzen Person hätte dem Film nicht wirklich etwas gefehlt.

Das Cast
Neben Eddie Redmayne (“The Danish Girl”, 2015), Katherine Waterston (“Alien – Covenant”, 2017), Dan Fogler (“30 Nights”, 2018), Alison Sudol (“Between Us”, 2016) und Ezra Miller (“Dating Queen”, 2015), die wir bereits aus dem ersten Teil kennen, gesellen sich viele weitere große und kleinere Namen zu dem Cast. Darunter Jude Law (“King Arthur – Legend of the Sword“, 2017) der Albus Dumbledore mit so viel Grazie und Charisma spielt, wie er es verdient hat und Zoë Kravitz (“Die Bestimmung – Insurgent“, 2015), die eine geheimnisvolle Leta Lestrange verkörpert. Neu dabei ist auch Callum Turner (“Assassin’s Creed”, 2016), der den sehr ungleichen Bruder von Newt Sacamander darstellt. Natürlich gibt es auch viel mehr von Johnny Depp (“Mord im Orient-Express“, 2017) als Gerald Grindelwald zu sehen, dem es gelingt diesen mehr als eine Art Verführer als einen Bösewicht darzustellen – so wie es eben sein soll. Obwohl ich zunächst gar nicht davon begeistert war, dass überwiegend sehr bekannte Schauspieler die wichtigsten Figuren im Film übernommen haben, habe ich mich inzwischen sehr damit angefreundet. Schließlich machen sie durchweg einen extrem guten Job. Nur beim Casting für die Rückblenden ist anscheinend etwas schief gelaufen. Während Joshua Shea noch so aussieht, wie ein geklonter junger Redmayne, hat Thea Lamb so gar nichts mit Kravitz gemein. Besonders auffällig ist natürlich die deutlich dunklere Hautfarbe der Schauspielerin.

Änderungen drohen sich an…
Für das Drehbuch von “Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen” zeichnet sich keine andere als J.K. Rowling selbst verantwortlich. Umso verwunderlicher ist es, dass sie in ihr eigenes Universum eingreift und einiges, was sie früher geschrieben hat, über den Haufen wirft. Über Pottermore.com haben Fans über die letzten Jahre viel zusätzliches über ihre Lieblingscharaktere erfahren. So weiß man, dass eine Minerva McGonagall auf keinen Fall zu den Ereignissen von “Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen” bereits in ihren 30ern gewesen ist und auch, dass sie Dumbledore als Lehrer für Verwandlung abgelöst hat, als dieser Schulleiter wurde. Jetzt dreht sich jedoch das Rad. McGonagall ist gleichzeitig mit Dumbledore in Hogwarts als Lehrerin aktiv, weshalb Dumbledore plötzlich Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtet. Und das für zehn Sekunden Screentime für Fiona Glascott (“Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten” als McGonagall – echt jetzt? Wenn das nicht im nächsten Teil noch irgendwie mehr Sinn macht, frage ich mich persönlich, was das soll… Doch die größte Änderung der Geschichte droht sich erst noch an. Bereitet euch auf den größten “WHAT THE FUCK”-Moment der Historie von der Harry Potter-Welt vor!

Trommelwirbel
Ja, “Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen” ist dann doch irgendwie ein typischer zweiter Teil, der viel aufbaut ohne selbst einen wirklichen Anfang und ein echtes Ende zu haben. Trotzdem geht mir das magische Herz auf. Ich bin begeistert und obwohl ich etwas Angst davor habe, das Rowling zu tief in die Änderungskiste greift, bin ich extrem gespannt darauf, wie es weiter geht. Prequels haben ein großes Problem: Der Zuschauer weiß bereits, wie es ausgeht. Aber wie, warum, wodurch – das ist alles unbekannt und wird extrem spannend und abwechslungsreich neu erzählt. Wenn man noch etwas bemängeln möchte, dann kann man anführen, dass David Yates (“Legend of Tarzan”, 2016) nicht der größte Action-Regisseur der Welt ist und das ein oder andere Bild zu sehr wackelt und es vor allem in der Anfangsszene etwas unübersichtlich wird. Auch kommen die namensgebenden phantastischen Tierwesen etwas kurz – dafür sind sie aber umso niedlicher! Alles in allem gilt: Genießt die Magie und macht euch auf alles gefasst!
“Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen” ab 15. November 2018 im Kino.