Filmkritik: Robin Hood
“Robin Hood” – die moderne Interpretation der Heldensaga von Otto Bathurst soll ein junges Publikum ansprechen und durch wilde Actionszenen begeistern. Leider gelingt dies jedoch, wenn überhaupt, nur ansatzweise. Ein gewöhnungsbedürftiger Erzählstil, beschwichtige, theaterähnliche Phrasen und eine Liebesgeschichte ohne Chemie sind nur einige Probleme der Verfilmung…
Die Handlung von “Robin Hood”
Der junge Robin von Locksley (Taron Egerton) kehrt vom Schlachtfeld der Kreuzzüge zurück. In England erwarten ihn Korruption, Intrigen und die grausame Herrschaft des Sheriffs von Nottingham (Ben Mendelsohn), der das Volk bis zur bitteren Armut ausbeutet. Robin Hood beschließt gemeinsam mit seinem Verbündeten Little John (Jamie Foxx), die Missstände nicht länger hinzunehmen und gegen die vorherrschende Ungerechtigkeit zu kämpfen. Sie legen sich mit den höchsten Instanzen an und haben schon bald den skrupellosen Sheriff von Nottingham zum Feind.
Mein Fazit
Als großer Taron Egerton (“Kingsman – The Golden Circle“, 2017) habe ich mich seit Monaten auf diesen Film gefreut. Egerton als DER Robin Hood. Könnte es etwas besseres geben? Nach “Robin Hood” weiß ich, ja es hätte so einiges besser sein können. Beginnend bei dem schwachen Drehbuch, dass verzweifelt eine neue Geschichte rund um den Rächer der Armen stricken möchte, bis hin zu der Umsetzung, stimmt hier leider so einiges nicht. Trotzdem muss ich sagen, so schlecht, wie viele den Sagenfilm reden, ist er nun auch wieder nicht…
Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon
Wahrlich. Das Drehbuch von Ben Chandler und David James Kelly wirkt wie ein Sammelsurium aus den bereits bekannten Verfilmungen der Saga und bringt nicht wirklich viel Neues mit sich. Der Erzähltstil, der schließlich auch die Realisierung durch Regisseur Otto Bathurst ist sehr gewöhnungsbedürftig und wirkt an der ein oder anderen Stelle sogar eher satirisch. Dabei soll “Robin Hood” doch ein knallharter Actionfilm sein. Die wahre Geschichte, wie aus dem schnöseligen Robin von Loxley der Krieger Robin Hood wird. Das Schlimmste: In der deutschen Synchronisation wirkt der Film sogar noch lächerlicher als im englischen Original. Dazu tragen einerseits der Off-Sprecher und andererseits die Figuren selbst bei, die mit beschwichtigenden Einzeilern eher hochnäsig als inspirierend wirken.

Wo ist das Knistern?
Ein wirklich großes Problem besteht jedoch vor allem beim Cast an sich. Während die Chemie zwischen Egerton und Jamie Foxx (“Baby Driver”, 2017) noch halbwegs zu funktionieren scheint – wobei diese längst nicht an die Bromance zwischen Egerton und seinen anderen Filmkompanen wie Colin Firth und Hugh Jackman herankommt – kommt zwischen Egerton und Marian-Darstellerin Eve Hewson (“Bridge of Spies – Der Unterhändler”, 2015) so gar kein Funkeln zustande. Wenig förderlich, wenn man bedenkt, dass ihnen eine Liebesgeschichte mit “Twilight”-Status angetextet wurde. Allgemein kann Hewson in “Robin Hood” nicht glänzen. Durch wenig Ausdruck und den immer gleichen verschlafenen Blick fehlt ihr jegliche Leidenschaft.

Sind wir hier im Theater?
Bevor es in “Robin Hood” so richtig zur Sache geht, schreit das Drehbuch nach einer Theaterfassung. Der Off-Sprecher, das übermäßige Seufzen und das immer wieder dominierende Overacting wirken wie eine Performance von der Bühne. Auch die Kulissen und Kostüme erinnern teilweise an Live-Spielbühnen oder sind viel zu modern, sodass die Faszination Mittelalter etwas auf sich warten lässt.

Ein Schmunzler hier, viel Action dort
Doch ab und an gibt es ein paar Lichtmomente. Der Zuschauer lacht über lustige Momente, die vor allem zwischen Robin und John stattfinden und freut sich über wilde Actionszenen. Doch auch diese können auf den ein oder anderen schnell zu überzogen wirken, sind sie doch sehr stark dazu ausgerichtet, um das junge Publikum abzuholen. Für mich persönlich war die Pferd-Parkour-Szene allerdings ein Highlight. Wobei auch ich auf die Slo-Mos hätte verzichten können. Besonders eindrucksvoll ist allerdings Egertons Umgang mit den Bogen. Für seine Kampfszenen hat Egerton mit den Bogenschützen Steve Ralphs und Lars Andersen trainiert. Ein Training, das sich definitiv gelohnt hat!
Wann kommt endlich ein richtig guter “Robin Hood”?
Woran Hollywood-Größen wie Ridley Scott (“Robin Hood”, 2010) schon gescheitert sind, kann auch Otto Bathurst nicht wirklich überzeugen. Bathurst Vision und letztendlich Egertons Interpretation des Rächers der Armen kommt beim Zuschauer nicht an. In “Robin Hood” wird ein ungewohnt unsicherer und weichgespülter Held gezeichnet, der seine gesamte Kraft aus der Liebe zu Marian zieht. Ich muss allerdings sagen, sobald man sich mit den Mankos abgefunden hat, den Film mit einem etwas weniger kritischen Auge betrachtet und sich auf die eindrucksvollen Stellen fokussiert, bleibt ein doch unterhaltsamer Actionfilm. Beim zweiten Mal gucken hat mir “Robin Hood” schon deutlich besser gefallen. Von einem durch und durch guten Film, ist er dennoch leider weit entfernt. Ob die angeteaste Fortsetzung tatsächlich umgesetzt wird, ist daher fraglich.
“Robin Hood” ab 10. Januar 2019 im Kino.