Filmkritik: Beach Bum
Sechseinhalbjahre nach dem Acid-Trip “Spring Breakers” legt Regisseur- und Drehbuchautor Harmony Korine mit der Drogen-Komödie “Beach Bum” nach. Die satarische Komödie begeistert jedoch mehr durch seine Optik, als durch mitreißende Gags oder einer interessanten Geschichte.
Die Handlung von “Beach Bum”
Moondog (Matthew McConaughey) ist ein Lebenskünstler, wie er im Buche steht – ein vom Genie geküsster Poet, der seine Existenz in den entspannten Keys von Florida nur den Drogen und den Frauen widmet. Zu seinem Glück liebt seine schöne und wohlhabende Frau Minnie (Isla Fisher) ihren Moondog genau deshalb. Bis ein tragischer Unfall Minnie aus dem Leben reißt: In ihrem letzten Willen erklärt sie, dass Moondog seinen Anteil am stattlichen Erbe nur dann erhalten kann, wenn er sein seit Jahren geplantes neues Buch endlich vollendet. Startschuss für eine aberwitzige Suche nach Inspiration, die unseren Helden die verrücktesten Dinge erleben und schrägsten Typen treffen lässt.
Mein Fazit
Nach “Spring Breakers” (2012) folgt mit “Beach Bum” sechseinhalb Jahre später eine weitere schräge Komödie von Indie-Ikone Harmony Korine – und das mit einer Starbesetzung, die sich sehen lässt. Neben Matthew McConaughey (“Dallas Buyers Club“, 2013), Isla Fisher (“Nocturnal Animals”, 2016) und Snoop Dogg lassen sich auch weitere A-Promis wie Martin Lawrence, der übrigens seit “Big Mamas Haus: Die doppelte Portion” im Jahr 2011 nicht mehr auf der großen Leinwand zu sehen war, Zac Efron (“Greatest Showman“, 2018) und Jonah Hill (“War Dogs“, 2016) es sich nicht nehmen, für einige wenigen Szenen aufzutauchen. Ein Drogendtrip durch Key West!
Leben, Lachen, Feiern
Das ist das große Motto von “Beach Bum”. McConaughy fährt als Moondog zu Höchstleistungen auf und zeichnet einen durchgeknallten Tausendsassa, der das Leben liebt. Doch auch Verlust und der Kampf nach Struktur spielen eine Rolle, wobei Moondog letzteres geradezu wider ist und irgendwie dann doch nicht wirklich von Bedeutung ist. Die Handlung, wie bei Korine üblich, spielt bei dem buten Trip schließlich eine untergeordnete Rolle. Erst etwa zur Hälfte des Films wird eine gewisse handlungsweisende Struktur im Erzählstrang erkennbar. Doch gerade die erweist sich als große Schwäche des Films.

Ein Feuerwerk der Farben
“Beach Bum”`s große Stärke liegt schließlich in seiner farbenfrohen Inszenierung und seinen schrägen Charakteren. Zwar ist die Reise mit Moondog als Genie geküsster Poet an der Grenze der Armut durchaus unterhaltsam, jedoch nicht, weil er versucht sein Buch fertig zu stellen, sondern weil er einfach weiter sein Ding durchzieht und dabei auf andere durchgeknallte Mitsassen trifft. Die gewisse Ernsthaftigkeit ist unglaubwürdig und wird daher vom Zuschauer genauso wenig für voll genommen, wie von Moondog selbst. Aus diesem Grund ist das Kennenlernen von Moondog, seiner Frau und seinen Freunden unbefangener und irgendwie charmanter. Während somit die Gagdichte im ersten Teil noch sehr konstant ist, plätschern sie im zweiten Teil eher kleckerweise daher.

Gegen jede Moral
Hinzukommt, dass Moondogs Handeln und Walten zunehmend unmoralischer und verwerflicher wird. Kann man zunächst dem Poeten noch eine gewisse Empathie entgegenbringen, wird es von Minute zu Minute schwieriger, ihn noch zu belächeln. Ich spreche hier von Diebstahl, Gewaltverbrechen und Antikapitalismus, die irgendwann jegliche Grenze der Toleranz übersteigen.

Visuell top, erzählerisch flop
Visuell und akustisch kann “Beach Bum” definitiv überzeugen. Die Einstellungen sowie bunten Farben von Key West begeistern und auch der Soundtrack mit alten und neuen Titeln überträgt wunderbar die relaxte Stimmung des Films auf den Zuschauer. Erzählerisch kann die satirische Komödie hingegen so gar nicht überzeugen. Dem Zuschauer fehlt eine Bezugsperson, die ihn über die Geschichte trägt. Schließlich fällt eine Identifikation mit der Hauptfigur Moondog mehr als schwer, obgleich die schauspielerische Leistung von McConaughey überzeugt. Auch ist es fraglich, ob die Gesellschaft von Key West sich in dem Film gut represäntiert fühlt. Was bleibt, ist ein wirres Werk, dass an vielen Stellen zu ernst ist, um es auf die leichte Schulter nehmen zu können.
Visuell und akustisch hat ja auch schon “Spring Breakers” überzeugt. Und einen wirr-irren Charakter gab es dort ebenfalls. Klingt also irgendwie nach einem ähnlichen Ansatz. So ganz weiß ich zwar noch nicht, ob ich mir den Film wirklich im Kino gebe, aber ein gewisser Reiz besteht schon… Seltsamerweise.