Blu-ray Special: Robin Hood
Der neue “Robin Hood” mit “Rocketman“-Star Taron Egerton hat Anfang dieses Jahres nicht gerade für begeistertes Jubeln gesorgt. Auch bei mir ist der Actionfilm nicht sonderlich gut bei weggekommen. Dennoch gebe ich den Film eine erneute Chance und blicke in die Extras. Warum ich mir danach doch wünsche, dass es eine Fortsetzung gibt? Das verrate ich euch gerne.
Robin Hood Reloaded
Robin Hood der Rächer der Armen. So kennen wir Robin Hood. Doch Regisseur Otto Bathurst will mit seiner Version der Geschichte mehr erzählen als das bekannte Prinzip: Er nimmt von den Reichen und gibt es den Armen. Und das hat Bathurst auch geschafft. Ottos Robin Hood unterscheidet sich von seinen bisherigen knallharten Vorgängern. Er ist emotionaler, tiefgründiger und hat eine starke Frau an seiner Seite, die ihn erst zu dem werden lässt, was er am Ende des Films ist. Das ist für den Zuschauer zunächst etwas ungewohnt. Hinzukommt das nicht historisch korrekte Design vom Bühnenbild bis hin zu Make Up und Kostüm, die ebenfalls irritierend wirken. Doch bei all dem haben sich die Filmemacher etwas gedacht. Natürlich sollte ein Film ohne Erklärungen funktionieren, aber gerade hier lohnt sich der Blick hinter die Kulissen.

12. Jahrhundert vs. Moderne
Die Extras lassen nämlich tief in die Gedankenwelt der Filmemacher blicken. So erzählt Joby Harold zum Beispiel davon, dass sie mit “Robin Hood” eine parallele zu unserer heutigen Zeit schaffen wollten. Schließlich ist auch die heutige Zeit von Ungerechtigkeit geprägt. Aus diesem Grund haben sie sich auch bewusst gegen die historische Präzision entscheiden. Stattdessen hat Production Designer Jean-Vincent Puzos eine dystopische Welt geschaffen, die sich lediglich an das 12. Jahrhundert orientiert. Dazu hat er beeindruckende und riesige Kulissen geschaffen, die zum Beispiel von chinesischen oder japanischen Baustielen beeinflusst sind. Das Nottingham von “Robin Hood”, das übrigens in Dubrovnic entstanden ist, hat daher nur herzlich wenig mit dem echten Nottingham zu tun. Am beeindruckendsten ist wahrscheinlich das syrische Dorf, dass in einer Hülle in Budapest entstanden ist.

Futuristische Partygäste
Genauso hat es auch Kostümdesignerin Julian Day gehandhabt. Die futuristischen Kostüme, die übrigeens von “Star Wars” inspiriert wurden, machen den Look des Films perfekt. Über 400 Komparsen hat Day in den buntesten Farben eingekleidet. Prägnant sind dabei aber vor allem die Kostüme der Hauptfiguren. Darunter natürlich der Sheriff von Nottingham in seinem neutral grauen Mantel, der schon fast etwas nazihaftes an sich hat, sowie Marians kräftigen Farben, wodurch sie aus der Masse heraussticht und natürlich Robin Hoods Hood. Für sein ganz persönliches Superhelden-Kostüm hat sich Day übrigens über 200 verschiedene Mützenformen angeschaut. Der Aufwand hat sich definitiv gelohnt. Denn diese Mütze ist, so unauffällig sie auch sein mag sehr prägnant.
Der Sound
Besonders ist auch die Musik von “Robin Hood”. Denn auch hier trifft Klassik auf Moderne. Denn obwohl die Töne mittelalterlich anklingen, findet sich kein Instrument der Zeit in den Aufnahmen wieder. Joseph Trapanese erklärt in einem Special, wie die einzelnen Stücke entstanden sind und bietet einen Einblick in ein ganz besonderes Aufnahmestudio.
Taron Egerton ist Robin Hood
Während viele Egerton als Robin Hood kritisiert haben, bin ich mit der Besetzung – okay, wenig überraschend – immer glücklich gewesen. Und auch für die Filmemacher war Egerton die erste und einzige Wahl. Was der junge Brite zu bieten hat, hat er spätestens mit “Rocketman” unter Beweis bestellt. Das seine Kollegen bereits in “Robin Hood” von seiner Arbeit begeistert waren, ist daher weniger verwunderlich. Auch ist es schön anzusehen, dass nun mehr nicht nur Hugh Jackman und Colin Firth mit Egerton eine tiefe Bromance verbindet, sondern auch Jamie Foxx eine große Freundschaft zu Egerton aufgebaut hat, wie auch die Filmfiguren. Allgemein äußert sich der Cast sehr positiv zueinander und es wird noch genauer auf die Figuren eingegangen. Dabei wurde mir zugegeben die Rolle von Marian klarer. In meiner Kritik habe ich mich negativ über die Beziehung von Marian und Robin geäußert. Mir fehlte das Prickeln. Ihre Rolle, auch in der Dreiecksbeziehung, als starke, emanzipierte Frau ist jedoch tatsächlich viel wichtiger und überdeckt daher ein wenig das Liebesgeflüster. Und ja, Eve Hewson gelingt es tatsächlich diese Rolle zu spielen, ohne dass sie unsympathisch wirkt.

Volle Feuerkraft
Wer übrigens denkt, dass die Kampfszenen in “Robin Hood” alle per Computer kreiert wurden, der kann sich von den beeindruckenden Trainingsbildern mit Lars Andersen eines besseres belehren. Auch hier findet sich übrigens wieder eine Parallele zur Moderne wieder. Denn der spezielle Schussstil, den Hood erlernt und anwendet, erinnert eher an ein Maschinengewähr als an klassisches Bogenschießen. Doch nicht nur Egerton musste für seine Rolle trainieren….
Geschnittene Szenen & Gag Reel
Wer nach all den Extras noch nicht genug hat, der kann sich noch ein paar geschnittene und neue Szenen angucken. Dabei gewinnt zum Beispiel die Liebe zwischen Robin und Marian mehr an Authentizität, weshalb es echt schade ist, dass diese Szene gekürzt wurde. Auch wird die Rolle der Kirche deutlicher. Da hätte man die längere Laufzeit vielleicht doch besser in Kauf nehmen sollen. Zum Abschluss darf dann noch ein wenig mit den Darstellern gelacht werden. Schade jedoch, dass es keine Gag Reels abgesehen von Dreharbeiten gibt.
Jeder kann Robin Hood sein
Ich möchte hiermit meine Bewertung offiziell überdenken und anpassen. Nach meinem Kinobesuch, habe ich “Robin Hood” nur 2,5 von 5 Popcorntüten gegeben. Jetzt, wo ich mich noch mehr mit den Motivationen und Gedanken hinter der Verfilmung beschäftigt habe, lege ich eine ganze Popcorntüte drauf und bewerte ihn mit 3,5 Popcorntüten. Der Film sendet eine wichtige politische Botschaft aus, die vielleicht unter einem anderen Titel besser beim Zuschauer angekommen wäre. Ich hoffe hiermit inständig, dass es noch weitere Teile geben wird. Ich bin bereit!
“Robin Hood” ab 23. Mai als VoD, auf DVD, Blu-ray und 4K UHD.