Reisebericht: 19. Tag Australien – Wandern in den Grampians
Frisch ausgeruht und voller Energie, wollen Arne und ich heute in dem Grampians National Park wandern gehen. Dazu haben wir uns ja bereits gestern beraten lassen. Uns stehen somit heute 9,6 Kilometer und 400 Meter Höhenunterschiede bevor. Das ganze soll vier bis fünf Stunden dauern, weshalb wir neben einem guten Frühstück als Grundlage auch mit einem Picknick vorsorgen. Also Zwiebellook angezogen, Obstsalat und Müsli gepackt, Kamera über die Schulter und los gehts. Ein großer Besucher in unserem Holzschuppen, lässt uns jedoch ein wenig verspätet starten. Ein Känguru hat es sich hier gemütlich gemacht. Oder ist es etwa verletzt? Zwar können wir keine Wunde erkennen, dennoch sind wir etwas besorgt. Wir beschließen bis heute Abend zu warten. Ist es dann immer noch in der Hütte, wollen wir es melden. Aber vielleicht wollte es sich ja auch nur vor dem Regen der Nacht schützen. Und schließlich wimmelt es hier überall nur von Kängurus. Egal, ob im Garten, auf dem Weg, im Wald oder auf dem Sportplatz. Sie sind über all und scheuen den Anblick von Menschen nicht.
Wonderland Loop Hike
Wir starten unsere Tour in den Grampians am Parkplatz gegenüber von den Shops, vorbei an einem leeren Campingplatz – zu dieser Jahreszeit ist Halls Gap nahezu verlassen – über eine gepflasterte Straße und schon sind wir auf dem direkten Kurs in die Berge. Mein kaputtes Knie freut sich jetzt schon… Seit unserer Monstertour in den Blue Mountains konnte es sich zwar ein bisschen erholen, Pause gab es aber dennoch nicht wirklich. Hoffen wir, das es heute durchhält!
Venus Baths & Splinter Falls
Der Wanderweg führt uns als Erstes zum Venus Baths. An diesem besonderen Ort fließt der Stoney Creek gemächlich über Sandstein und lädt einen dazu an, die Füße hereinzuhalten. Im Winter ist das Wasser dazu aber leider etwas zu kalt, weshalb wir schnell weiter ziehen. Als Nächstes kommen wir zu den Splinter Falls. Ein kleiner, aber schöner Wasserfall. Die Ruhe, die uns umgibt, lädt uns zum Verweilen ein. Wir lassen uns Zeit und spielen ein wenig mit den Einstellungen unserer iPhones herum, um Langzeitbelichtungen und Dauerschleifen fürs schnelle Verschicken zu erstellen. Gut, wenn man einen Apple-Freak an seiner Seite hat, der sich mit den technischen Spielerein auch auskennt 😉.
Grand Canyon
So langsam wird es warm in den Grampians. Und so legen wir Schicht, für Schicht ab – aber auch ab und zu wieder an. Am Wonderland Carpark machen wir eine kurze Pippipause und belächeln ein wenig die Grampians-Besucher, die “nur” von hier aus zum Gipfel (The Pinnacle) starten. Wir sind schließlich, als wir am Grand Canyon, der nicht wirklich an den Grand Canyon in Nevada erinnert, ankommen schon über 1,5 Stunden unterwegs. 900 Meter geht es über teilweise Wasser überzogenes Gestein, durch enge Spalten und hoch empor. Ein wirklich eindrucksvoller Anblick. Leider zerstören die Hilfsgeländer, die jedoch durchaus hilfreich sind, etwas den Zauber der Natur. Trotzdem ist es wirklich toll, durch die felsige Schlucht gehen zu können.
Bridal Veil Falls & Silent Street
Der Weg führt uns weiter vorbei an den Bridal Veil Falls und durch die Silent Street hoch zum Pinnacle Lookout. Obwohl es hier deutlich touristischer wird, wird der Weg nicht zwingend einfacher. Es geht immer steiler bergauf und der Weg ist nicht immer genau vorgegeben. Verirren kann man sich in der Silent Street dann aber sicher nicht mehr. Diese sehr enge Schlucht ist gleichwohl beeindruckend als auch etwas beängstigend. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich es mit meinen breiten Hüften wieder herausgeschafft habe! 😀
Pinnacle Lookout
Nach 2,5 Stunden Wanderung durch die Grampians haben wir es geschafft. Wir sind am Pinnacle Lookout angekommen und werden mit einer atemberaubenden Aussicht auf das Fyans-Tal belohnt. Von hier oben können wir sogar unser AirBnB in Halls Gap entdecken und weit über den Lake Bellfield hinaus blicken. Dem Wind trotzend genießen wir den Ausblick und machen uns nach einer kleinen Kletterspielerei – natürlich ab von der Klippe – bereit für unser Picknick.
Pause in 1.100 Metern Höhe
In mehr als 1.000 Metern über den Nullpunkt machen wir es uns also gemütlich. Doch zwei Krähen haben ein Auge auf uns geworfen. Ich warne Arne noch davor, dass er seinen Müsliriegel festhalten soll – aber zu spät! Einer hat zugeschlagen und nun kämpfen die zwei um den Riegel. Schließlich fängt es wieder an zu regnen und so ziehen wir noch ein paar Schritte weiter, bis der Regen sich wieder gelegt hat. Wir setzen uns an einen Abhang und essen unseren Obstsalat, während wir wieder Besuch bekommen. Dieses Mal von irgendeiner Art Echse, die aber genauso schnell wieder verschwindet, wie sie gekommen ist.
Wo sind die Pfeile?
Gut gestärkt machen wir uns also so langsam an den Abstieg. Wir laufen ja einen Loop, weshalb wir uns schon wieder neuen beeindruckenden Felsformationen und neuer Vegetation gegenübersehen. Und dann ist es passiert: Wir haben uns doch tatsächlich verlaufen! Die unterschiedlichen Routen sind durch Pfeile markiert und wir haben wohl einen übersehen. In der Ferne sehen wir neue Wanderer zum Gipfel aufsteigen. Das kann also nicht der richtige Weg sein. Während ich so langsam ein wenig mit meinem Knie und der Ausdauer zu kämpfen habe, springt Arne – als wären wir gerade erst gestartet – voraus. Umständlich über, unter, durch größere Felsen geklettert, finden wir unseren Pfad wieder und sehen dann auch, wo wir falsch abgebogen sind. Das hat Kraft gekostet! Dennoch genießen wir auch die letzten Kilometer entlang des Abhangs mit stetigem Blick auf Halls Gap. Unten angekommen, freue ich mich dennoch, dass wir die 9,4 plus Kilometer hinter uns haben.
MacKenzie Falls
Aber der Tag ist ja noch nicht vorbei. Wir springen schnell in unser Auto und fahren die knappe halbe Stunde zu den MacKenzie Falls. Spätestens seit Island muss ich jedoch gestehen, dass mich so kleine Wasserfälle nicht mehr so wirklich begeistern können. Auch deswegen entscheiden wir uns nicht für den Abstieg zum Becken, sondern genießen nur den Ausblick von den Aussichtsplattformen auf die Falls und die Grampians. Und ihr werdet nie erraten, wen bzw. was wir dort antreffen. Zwei Frauen mittleren Alters hat es ebenfalls hierher verschlagen, zusammen mit einem Lamm! Ich spreche die Frauen auf ihren ungewöhnlichen Begleiter an und darf das junge Tier sogar streicheln. Es stellt sich heraus, dass das Lamm von seiner Mutter verstoßen wurde und sie es deshalb kurzerhand mitgebracht haben, anstatt auf den Ausflug zu verzichten. Immer schön mit Australiern zu quatschen. Auf dem Weg haben wir übrigens auch endlich ein Echidna (von mir liebevoll Enschilada genannt) am Wegesrand entdeckt! Nach dem Ameisenigel halten wir schon seit Beginn unserer Reise Ausschau und haben vor allem im Tower Hill National Park LINK 17 jedes Erdloch genauer nach dem Tier abgesehen. Damals hat sich das scheue Tier nicht blicken lassen. Aber mein inzwischen geschultes Auge, hat es heute entdeckt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich mich darüber gefreut habe :D.
Kängurus willkommen
Zurück in Halls Gap beschließen wir noch die Kängurus auf dem hiesigen Sportplatz zu besuchen, die uns neugierig angucken. Den Jogger, der hier einsam seine Runden dreht, bekommt hingegen keinerlei Beachtung geschenkt. Ach, das sind schon witzige Tiere. Unser Holzschuppen-Känguru ist auch weitergezogen, also alles in Ordnung. Zu Hause sorgt Arne dafür, dass das Feuer im Kamin wieder ordentlich brennt und kocht auch noch das Abendessen. Herrlichst! Aufgewärmt und gut genährt, genießen wir die Wärme und lesen vor dem Kaminfeuer. Ich trinke dazu noch den Rest meines ausgezeichneten Rotweins und überlege, wie ich davon ein paar Flaschen mit nach Deutschland bekomme.