Filmkritik: So wie du mich willst
Nuanciert porträtiert Juliette Binoche in “So wie du mich willst” eine 50-jährige Frau, die den Wunsch hegt noch einmal von vorne anzufangen und sich dabei in einer Welt voll Lügen, Manipulationen und Verlangen verstrickt. Ein Drama, das aufrührt, bewegt und begeistert.
Die Handlung von “So wie du mich willst”
Die attraktive Literaturdozentin Claire (Juliette Binoche) ist 50, alleinerziehende Mutter und steckt in einer schwierigen Beziehung mit ihrem jüngeren Liebhaber Ludo (Guillaume Gouix). Um ihn auszuspionieren, legt sich Claire ein falsches Facebook-Profil an und wird zu Clara, einer hübschen 24-Jährigen. Alex (François Civil), Ludos bester Freund, findet Clara online und verliebt sich in sie. Auch Claire findet Interesse an dem jungen Fotografen und es entwickelt sich ein intensiver Chat-Flirt. Obwohl sich alles in der virtuellen Welt abspielt, sind die Gefühle real. Während Claire zusehends dem Sog der Parallelwelt erliegt, möchte Alex sie endlich treffen. Claire gerät immer weiter in Bedrängnis und verliert die Kontrolle über das virtuelle Spiel – bis alle gefährlich nah am Abgrund stehen.
Mein Fazit
“So wie du mich willst” ist ein spannendes und mitreißendes Drama von Regisseur Safy Nebbou (“Das Zeichen des Engels”, 2008), das auf dem gleichnamigen Roman von Camille Laurens {Affiliate Links} basiert. Es erzählt die Geschichte einer schon etwas gereiften Frau, die langsam aber sicher in eine Welt abdriftet, in der Realität und Lüge verschwimmen. Die 50-jährige Frau verliebt sich über soziale Medien in einen wesentlich jüngeren Mann, gibt sich dabei jedoch für eine andere, eine jüngere Frau aus. Diese Lüge wirft jedoch nach und nach ihr ganzes Leben auf den Kopf. Denn je länger und intensiver sie den Kontakt zur Alex pflegt, desto mehr wird sie zu ihrem Ego Clara. Sie beginnt ihre Kinder zu vernachlässigen und weiß gleichzeitig nicht, wie es mit Alex weiter gehen soll. Schließlich hat er bei den Gedanken an Claire Clara im Kopf…
Einmal von vorne
Claire ist sich dennoch ihren Handlungen und vor allem ihren Wünschen sehr bewusst: Sie hat Angst davor allein zu sein, nicht mehr verehrt zu werden und schließlich vor dem Älter werden. Sie sehnt sich danach alles Vergangene hinter sich zu lassen und noch einmal ganz von vorne anzufangen. Ein Wunsch, den wahrscheinlich jeder schon einmal verspürte und sich in Claires Verhalten allgegenwärtig widerspiegelt. Dass dies jedoch auf Dauer nicht gut gehen kann, beweist die Erzählweise von “So wie du mich willst”. Claires Geschichte wird als Art Recap in Gesprächen mit Claires neuer Psychiaterin Dr. Bormans (Nicole Garcia) wiedergegeben. Durch die Dialoge zwischen Patientin und Ärztin wird die Verzweiflung und Hilflosigkeit von Claire immer deutlicher und somit auch immer klarer wie es zu dieser Situation kommen konnte.

Juliette Binoche
In der Hauptrolle ist die talentierte Juliette Binoche (“Ghost in the Shell“, 2017) zu sehen, die mit ihrem nuancierten Spiel begeistert und eine vielschichtige und vor allem glaubwürdige Figur kreiert. Der zauberhaften Französin gelingt es kombiniert mit der Nähe zulassenden Kameraarbeit von Gilles Porte (“Ein königlicher Tausch”, 2017) den Zuschauer komplett in seinen Bann zu ziehen. Durch ihren Charme und ihrer Aura beginnt der Zuschauer sich zu wundern, weshalb sie überhaupt so handelt und nicht den Mut aufbringen kann zu sich selbst zu stehen. Diese fast schon innige Beziehung, die man so zu Claire aufbaut, ist sehr wichtig für den Film, da diese dazu anregt, selbst über sein eigenes Verhalten in vielleicht ähnlichen Konstellationen nachzudenken. Denn wer ist denn nicht auch selbst gelegentlich von Selbstzweifeln geplagt!?
Storytelling par excellence
“So wie du mich willst” stellt wieder einmal unter Beweis, dass es sich lohnt auch einmal fernab von großen Hollywood-Produktionen ins Kino zu gehen. Das französische Drama strömt eine gewisse Nähe und Intimität aus, die unter die Haut geht. Der Zuschauer kann sich – einmal vorausgesetzt, dass dieser sich schon einmal mit sozialen Medien auseinandergesetzt hat – in die Hauptfigur Claire bestens hineinversetzen und fiebert daher schnell mit ihr mit. Da die Geschichte als Recap erzählt wird, ist der Ausgang der erzählten Geschichte zwar grob klar, jedoch ändert das nichts daran, dass das Hin und Her, das Wenn und Aber extrem spannend und nervenaufreibend erzählt wird. Außerdem gelingt es dem Film immer wieder zu überraschen und wie eine Zwiebel die man schält, immer neue Facetten aufzudecken. Storytelling par excellence! Einzig ein paar Längen trüben den sonst so tadellosen Beispiel eines gleichwohl spannenden, als auch schauspielerisch grandiosen und optisch wunderbaren Dramas.
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