Filmkritik: “Good Boys”
Küssen üben an einer CPR-Puppe? Okay, die Idee ist nicht verkehrt. Aber an einer Sexpuppe? Das könnte haarig enden! In “Good Boys” begeben sich drei Jungs in die wilde Phase der Pubertät.
Die Handlung von “Good Boys”
Die drei Freunde Max (Jacob Tremblay), Thor (Brady Noon) und Lucas (Keith L. Williams) versuchen ihre Nachbarsmädchen mittels einer Drohne auszuspionieren, um Erfahrungen zu sammeln. Doch die Mädchen ertappen sie dabei und kassieren den Flugroboter ein. Nun setzen die Jungs alles daran, die teure Drohne zurückzuholen, koste es, was es wolle. Die drei schwänzen also die Schule und lassen auf ihrer verzweifelten Mission keinen noch so gedankenlosen Fehltritt aus. Sie geraten in ein studentisches Paintball-Match, lassen aus Versehen ein paar Drogen mitgehen, und es dauert nicht lange, bis ihnen sowohl die Cops als auch eine Horde furchteinflößender Teenage-Girls auf den Fersen sind.
Mein Fazit
Wenn die Hauptdarsteller ihren eigenen Film nicht ansehen dürfen, dann handelt es sich entweder um einen richtig fiesen Horrorstreifen oder um einen Film, der sexistisch ist und damit deutlich unter die Gürtellinie geht. “Good Boys” zählt sicherlich in die zweite Kategorie. Die drei Freunde Max, Thor und Lucas stehen kurz vor ihrer ersten richtigen Mädchen-Jungen-Party – oder auch “Kissing-Party”. Doch fehlt es den Jungs an Erfahrung, möchten aber nicht als blutige Anfänger entlarvt werden. Also, wie funktioniert das eigentlich mit diesem Küssen? Eine Frage, die eine Kettenreaktion in einem Ausmaße auslöst, die sich die Produzent Seth Rogen (“Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“, 2019) wohl schräger nicht hätten erträumen können.
Vom Porno bis zur Analkette
Und was machen kleine, naive Jungs, die etwas übers Küssen lernen wollen als erstes? Richtig, sie recherchieren im Internet. Dass die angezeigten Videos nicht unbedingt das Prädikat “jugendfrei” tragen, kann man sich ja denken. Doch dabei bleibt es natürlich nicht. Neben dem Ausspionieren der Nachbarin, werden die Jungs auch bei ihren Eltern zum üben fündig. Was die Jungs da jedoch tatsächlich finden, ist ihnen nicht bewusst. Und so werden auch andere Utensilien schnell zweckentfremdet. Der Zuschauer ist damit durchgehend den Jungs überlegen und kann ihr Tun und Walten häufig nur mit ungläubigen Kopfschütteln oder herzhaftem Lachen begleiten. Denn wie schon bei Filmen wie “Sausage Party” (2016) oder “Ananas Express”(2008) muss man den Humor von “Good Boys” mögen. Wer für Flachwitze und Sprüche unter der Gürtellinie nicht zu haben ist, der ist hier definitiv fehl am Platz.

“Superbad – Frühpubertär”
“Gooy Boys” wird als eine Art Nachfolger von “Superbad” (2007) gehandelt, kommt dabei jedoch nicht an den Kultcharakter des Originals heran. Denn wo “Superbad” mit Ungezwungenheit und einem natürlichen Maß an Dämlichkeit überzeugt, wirkt “Good Boys” stellenweise etwas zu gewollt witzig und dadurch zu überzogen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man als erwachsener Zuschauer schon zu weit aus dieser Phase der Frühpubertät entfernt ist und man sich eher noch mit den wilden Teeniezeiten identifizieren kann. Nichtsdestotrotz haben aber auch die drei Jungs von “Good Boys” ihren eigenen Charme und sorgen für gute Unterhaltung. Dies ist vor allem den talentierten Jungdarstellern Jacob Tremblay (“Wunder“, 2017), Brady Noon und Keith L. Williams zu verdanken, die vor allem mit ihrer Naivität und Unschuld glänzen.

Zwischen Slapstick-Humor & Childhood Drama
Wie schon “Superbad” hat “Good Boys” auch seine ernsten Passagen. Es geht um Freundschaft, die einen verbindet – oder auch eben nicht – um die erste (zweite, dritte, vierte) große Liebe und um andere Dramen im Familienleben. Dabei gelingt es der Komödie jedoch eher selten galant zwischen diesen Themen hin- und herzuwechseln. Stattdessen kommen die Wechsel häufig sehr abrupt und wirken daher etwas unbeholfen, nicht ausgereift. Erst zum Ende finden die Drehbuchautoren Lee Eisenberg (“Bad Teacher”, 2011) und Gene Stupnitsky die richtige Tonalität für die ernsteren Passagen, lassen dafür den Film aber auch etwas unaufgeregt auslaufen.

Nicht Kult aber dennoch unterhaltsam
Mit “Good Boys” ist Rogan sicherlich kein zweiter “Superbad” gelungen, vor allem, weil er auch wenig Neues mit sich bringt. Dennoch hält der Film, was er verspricht: Gute Unterhaltung nach dem Humor des Produzenten. Schließlich trägt die Komödie ganz eindeutig die Unterschrift des Allrounders. Wer diesen grundsätzlich nicht mag, wird auch mit “Good Boys” seine Meinung darüber nicht ändern. Für alle, die etwas für gepflegte Flachwitze, schweinische Spielereien und stumpfes Popcorn-Kino übrig haben, sind hier aber sicherlich gut bedient.
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