Filmkritik: “Bloodshot”
Mit “Bloodshot” erobert erstmalig ein Superheld der Valiant Comics die große Kinoleinwand. Aber kann der modifizierte Übermensch das Publikum genauso begeistern wie seine Konkurrenten von Marvel und DC?
Die Handlung von “Bloodshot”
Ray Garrison (Vin Diesel) wird als Bloodshot, einem Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten, von der RST Corporation wieder zum Leben erweckt wird. Mit jeder Menge injizierter Nanotechnologie ist er unaufhaltsam – stärker als je zuvor und in der Lage, sich bei Verletzungen sofort selbst zu heilen. Aber mit der Kontrolle seines Körpers herrscht die Corporation auch über sein Gehirn und seine Gedanken. Ray weiß nicht, was Realität ist und was nicht – aber er begibt sich auf eine Mission, es herauszufinden.
Mein Fazit
“Bloodshot” – Blood Shot. Was erwartet man wohl bei diesem Namen? Wahrscheinlich erst einmal pauschal Blut und wilde Schießereien. Wenn man sich den Trailer ansieht, wird man dieser Annahme auch direkt bestätigt. Ein paar Minuten im Film drin, wird allerdings schnell deutlich, dass zumindest ersteres rar ausfallen wird…
Warum kein R-Rating?
Brutal und actionreichen soll „Bloodshot“ sein. Die erste Chance für Brutalität verspielt der Film von Regisseur Dave Wilson jedoch direkt. Ray Garrison muss zusehen, wie seine geliebte Frau (Talulah Riley) direkt vor seinen Augen umgebracht wird. Der Zuschauer sieht dies jedoch nicht. Stattdessen wird der Tod nur durch das an letztes Zucken der Hand verdeutlicht. Auch der anschließende Tod von Garrison wird ausgeblendet. Aber es geht noch weiter. Die Actionszenen sind alle sehr schnell gecuttet, sodass man von der tatsächlich Action herzlich wenig zu sehen bekommt. Hinzukommt immer wieder der Einsatz vom roten Rauch, sodass der Zuschauer vom Kampf noch wenig mit bekommt. Die beste Szene wird schließlich von KT (Eiza González) getragen, die ein paar Typen vermöbeln darf. Doch auch dieser Kampf ist sehr schnell geschnitten und dazu auch noch sehr kurz. Wirklich schade. Hier wäre viel Potenzial gewesen und sollte schließlich auch die Stärke von „Bloodshot“ sein.

Wo ist das Blut?
Letztlich ist „Bloodshot“ die Bezeichnung für den neugeborenen Superhelden. Durch Nanites wird aus dem ehemaligen Marine ein unbezwingbarer Kämpfer, der sich dank der in ihm wohnenden Technik binnen Sekunden heilen kann. Und somit bekommt man in den wenigen Sequenzen, wo Blut spritzt auch kein „echtes“ Blut zu sehen, sondern seine Modifikation, die ihn schnellstmöglich wieder zusammenflickt. Immerhin diese zerstörten Anblicke von Garrison und seine Wiederherstellung sorgen für ein paar schöne CGI-Bilder.

Der Tekkie & die Kämpfer
Das absolute Highlight und Lichtblick des gesamten Films: Wilfred Wigans, gespielt von Lamorne Morris (“Game Night”, 2018). Mit seinem britischen Dialekt, seinem Charme und seine herzlichen Planlosigkeit bei beeindruckender Intelligenz sorgt er für den Gute-Laune-Part im Film und überträgt diese auch auf den Zuschauer. Dabei kann man wirklich nur herzlich über oder noch besser mit ihm lachen. Vin Diesel hingegen kann nicht sonderlich beeindrucken. Seine zwei Gesichtsausdrücke, die man aus der “Fast & Furious”-Reihe kennt, beherrscht er zwar aus dem FF, mehr Variation bietet er in „Bloodshot“ allerdings auch nicht. Eiza González hingegen wirkt sehr erfrischend, kann aber auch keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen. Hinzukommt, dass sie ebenfalls bereits in “Fast & Furious – Hobbs & Shaw” (2019) zu sehen, war und damit den “Fast & Furious”-Look mit sich bringt, der sich auch im Filmlook wieder findet. Gerade die Abschlussszene hätte genauso aus der Rennfahrerreihe stammen können. Immerhin die Gegenspieler grenzen sich vom bekannten ab und sorgen für den nötigen “Arschlochfaktor”.

Was ist hier eigentlich los?
Okay, malen wir mal nicht alles schwarz. „Bloodshot“ hat auch durchaus seine guten Momente. Allgemein ist die Geschichte durchaus spannend und führt den Zuschauer zunächst genauso an der Nase herum wie den ein oder anderen agierende Charakter. Dennoch wird dem aufmerksamen Publikum schnell klar, dass hier etwas nicht stimmen kann. Das anti-soldatenhefte Verhalten des wieder zum Leben erweckten Garrison und seine extreme Lernkurve nicht einmal infrage stellend, wirkt alles sehr „Off“, was aber durchaus nicht negativ ist. Die Zuschauerführung ist bis dato eher gut gelungen und weckt Interesse. Etwas enttäuschend hingegen ist, dass zum Schluss einige Fragen offen bleiben. Futter für einen zweiten Teil? Möglich. Dennoch eher unbefriedigend.

Potenzial verspielt?
Alles in allem bleibt eine Comicbuchverfilmung eines in Deutschland eher unbekannten Superhelden, die mit mehr Brutalität und besserer Action durchaus mehr auftrumpfen hätte können. Ob „Bloodshot“ die Chance auf ein Franchise hat, ist in meinen Augen eher fragwürdig. Die großen Kinobilder blieben leider ebenfalls aus, weshalb man den Superheldenfilm auch durchaus als Zweitverwertung im heimischen Wohnzimmer angucken kann. Wer dennoch jetzt schon neugierig ist, der wird in den 109 Minuten Spielzeit aber auch nicht gelangweilt.
So, jetzt habe ich es mal geschafft, deine komplette Review zu lesen (zuvor nur deine Mini-Meinung auf Instagram). Sehr schön geschrieben! Nun weiß ich: Mir reicht der Film dann wirklich mal auf DVD. Und ja, Vin Diesel ist jetzt nicht gerade ein tiefgründiger und vielseitiger Schauspieler. Für Actionfilme – wie eben die Fast & Furios Reihe – reicht es für mich aber. Wobei ich Pitch Black mit ihm damals auch sehr mochte – außer den letzten Teil, der damals im Kino leider sehr enttäuschend anzusehen war. Aber schon witzig, dass gerade ein Film mit dem Titel Bloodshot so unblutig sein soll. Wobei ich das in Filmen und Serien jetzt auch nicht so genau sehen muss. Bei anderen Filmen ist mir das oftmals dann eher too much.
Jaaaaaa. Aber ich finde, wenn man schon so dafür wirbt, dass der Film so brutal ist, dann sollte man sein Versprechen schon halten. Und wie Du halt auch schon richtig erkannt hast: Der Titel sollte auch zum Film passen. Hätte mir hier wirklich mehr Mut und ein R-Rating gewünscht.